Bürgermeisterkopf von Tilman Riemenschneider am Rathaus in Ochsenfurt im Lkr. Würzburg

Ehemaliger Stadtkämmerer ediert Würzburger Ratsprotokolle der Riemenschneiderzeit

Es kommt wohl nicht allzu oft vor, dass ein Stadtkämmerer die Geschäftsführung eines Vorgängers, der 500 Jahre vor ihm gelebt hat, unter die Lupe nimmt. Genau das hat Dr. Uwe Schreiber, Würzburger Stadtkämmerer von 1990 bis 2007, getan. Um das kommunalpolitische Wirken Tilman Riemenschneiders (Würzburger Ratsherr 1504–1525) zu erforschen, hat er sich in mühevoller Kleinarbeit und mit außergewöhnlichem Beharrungsvermögen in die Schrift, den Sprachstil und die Lebensumstände des frühen 16. Jahrhunderts eingearbeitet.

Stadtarchivleiter Dr. Axel Metz, Dr. Renate Schindler, Dr. Uwe Schreiber und Oberbürgermeister Christian Schuchardt präsentieren die neue Publikation, die tief in Riemenschneiders Ära als Ratsherr eintaucht
Foto: Georg Wagenbrenner

Auf der Grundlage dieser Arbeiten hat er gemeinsam mit Dr. Renate Schindler vom Stadtarchiv eine kommentierte Edition der Ratsprotokolle der Jahre von 1504 bis 1513 vorgelegt, die das Stadtarchiv Würzburg nun als zehnten Band seiner Reihe „Fontes Herbipolenses“ herausgegeben hat.

In dieser Edition werden die Rückwirkungen der großen Politik auf Würzburg ebenso greifbar wie ein wachsendes Machtgefälle zwischen dem Bischof als Stadtherrn und dem Stadtrat. Gleichzeitig bietet der Band einen Einblick in das alltägliche Leben der städtischen Bevölkerung. Versorgungskrisen, Teuerung und drohende Hungersnöte verunsicherten die Menschen; die zahlreichen Gesuche um Aufnahme in das Bürgerspital belegen die prekären Lebensumstände zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Besondere Beachtung verdienen auch die von Prof. Dr. Hans-Wolfgang Bergerhausen bearbeiteten Anhänge: In den „Ratseiden“ sind alle städtischen Amtsträger und ihre Pflichten aufgelistet, und in der „Geschäftsführung der Bürgermeister“ werden Angelegenheiten behandelt, bei denen nicht der gesamte Rat anwesend zu sein hatte. So erfährt man zum Beispiel, dass zahlreiche Bürger ihrer Pflicht zur Wache nicht nachkamen und äußerst erfindungsreich bei ihren Entschuldigungen waren. Ein umfangreiches Register, Listen der Würzburger Amtsträger und elf Abbildungen runden den Band ab.

 

Würzburger Ratsprotokolle der Riemenschneiderzeit, Teil 1: 1504–1513, bearbeitet von Uwe Schreiber und Renate Schindler unter Mitwirkung von Hans-Wolfgang Bergerhausen (Fontes Herbipolenses X), Echter Verlag Würzburg 2020, 857 S., 11 Abb. ISBN 978-3-05489-2; 49,95 Euro.

 

Quelle: Stadt Würzburg