Wärmeregler an einem Heizkörper

Stadt Würzburg zum Beginn der Heizperiode 2022

Stadt Würzburg rät dazu, Energie zu sparen und falls nötig Hilfesysteme zu nutzen

Die Großhandelspreise für Gas ziehen weiter an und aufgrund langfristiger Verträge wird das Preisniveau noch länger hoch bleiben. Auch Strom wird immer teurer – da der Strompreis an den europäischen Börsen vom teuersten Kraftwerk bestimmt wird – und das ist Gas. Zudem sind fast die Hälfte der französischen AKWs abgeschaltet, das Land importiert Strom aus Deutschland. Aufgrund der hohen Nachfrage steigen die Preise weiter und aufgrund eines Strom-Stresstests wird empfohlen, zwei der drei deutschen AKWs über das Jahresende in Reserve zu lassen, um hohen Stromverbrauch im Winter aufzufangen. Trotzdem: Eine Krise im Stromnetz kann laut Bundeswirtschaftsminister nicht ganz ausgeschlossen werden. „Aktuell liegen die Preise für Gas bei 30 bis 35 % über dem bisherigen Preis“, fasst Thomas Schäfer, Geschäftsführer der WVV, zusammen. „Und die Preise werden noch weiter steigen. Wir müssen damit rechnen, dass uns hohe Preise für Gas und Strom über Jahre begleiten. Selbst bei einem Rückgang bis 2025 werden sie noch um den Faktor 2,5 bis 3 höher liegen als heute.“ Daher gibt es derzeit nur den Ratschlag: Energie sparen, wo nur möglich.

Die Heizperiode beginnt – Tipps zum Energiesparen

Es ist nicht sinnvoll, völlig auf Heizen zu verzichten, da im Winter die Gefahr besteht, dass Wasserzuleitungen von Heizungen einfrieren, dass sich in nicht ausreichend erwärmtem Wasser Legionellen bilden, dass ungeheizte Räume ein Schimmelrisiko bergen und dauerhaft zu kalte Räume ein Gesundheitsrisiko darstellen. Wo aber lassen sich Heizkosten sparen?

Tipp 1: Nicht mit Strom heizen! Besser die Heizung auf reduzierte Temperatur einstellen als Stromfresser wie Heizlüfter, Radiatoren, Infrarotheizungen und Co. benutzen. Strom ist eine deutlich teurere Energiequelle und bei zu viel angeschalteten Verbrauchern kann das heimische Stromnetz zusammenbrechen. Wenn mehrere Haushalte gleichzeitig so heizen, kann es zu lokalen oder sogar regionalen Netzüberlastungen kommen, was zu Stromausfällen führt.

Tipp 2: Verschaffen Sie sich einen Überblick über den tatsächlichen Energieverbrauch im Haus. Wie viel Gas oder Öl verbraucht das Heizen tatsächlich? Der regelmäßige Blick auf den Zähler bringt Klarheit.

Tipp 3: Jedes Grad Raumtemperatur spart sechs Prozent Heizkosten. Wer seine Räume statt mit 23 nur mit 19 Grad beheizt, kann etwa ein Viertel seiner Heizkosten einsparen. Programmierbare Thermostate helfen beim Sparen, hier kann die genaue Temperatur und die genaue Uhrzeit, zu der geheizt werden soll, eingestellt werden.

Tipp 4: Wenn niemand zu Hause ist, muss die Heizung nicht dauerwärmen. Ganz ausschalten sollte man sie aber nicht, denn wenn Wohnung und Haus über längere Zeit nicht beheizt werden, kühlen die Räume zu stark aus, ein späteres Hochfahren kostet wiederum zu viel Energie. Wer den ganzen Tag nicht im Haus ist, kann die Raumtemperatur aber unbeschadet auf 15 bis 17 Grad regeln.

Tipp 5: Rollläden nachts schließen, das bringt bis zu fünf Prozent Energieersparnis.

Tipp 6: Fenster nicht kippen, sondern stoßlüften. Komplett öffnen, für Durchzug sorgen, dies sorgt für Luftaustausch. Nach wenigen Minuten wieder schließen. Besorgen Sie sich ein Thermo-Hygrometer. Diese Kombination aus Wärme- und Luftfeuchtigkeitsmesser gibt Aufschluss, wann das nächste Stoßlüften folgen sollte. Bei 70 % Luftfeuchtigkeit sollte ein Luftaustausch stattfinden.

Tipp 7: Wenn Haus und Wohnung schlecht isoliert sind, bringt sparsam heizen nicht viel. Eine Thermobildkamera hilft, Stellen zu erkennen, an denen Wärme entweicht. Würzburgerinnen und Würzburger können Gebäudeaufnahmen mit Wärmebildkameras und Auswertung zu einem verhältnismäßig günstigen Preis bei der WVV erwerben.

Tipp 8: Ungedämmte Heizungsrohre dämmen. Pro Meter Rohr sparen gedämmte Heizungsrohre und -Armaturen bis zu 20 Euro im Jahr.

Tipp 9: Nachtabsenkung der Heizungsanlage einschalten.

Tipp 10: Heizkörper zu Beginn der Heizperiode entlüften: Eine Schüssel zum Auffangen des Wassers bereitstellen und mit einem Entlüfterschlüssel die Luft aus dem heißen Heizkörper lassen, bis warmes Wasser ausläuft. Dann wieder fest verschließen und Thermostat wieder auf niedrige Stufe zurückstellen. Nach der Entlüftung den Druck im Heizungssystem prüfen und ggf. Wasser nachfüllen.

Tipp 11: Keine Möbel und Vorhänge vor den Heizkörper stellen und Heizkörper sauber halten, auch Flusen und Staub können die Wärmeabgabe mindern.

Tipp 12: Fenster und Türen abdichten. Klemmen Sie ein Blatt Papier zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel ein. Falls Sie das Papier bei geschlossenem Fenster nicht herausziehen können, ist das Fenster an dieser Stelle dicht. Wiederholen Sie den Papiertest an mehreren Stellen. Bei Fenstern reicht es meistens schon, die Dichtung zu erneuern oder die Fensterflügel zu justieren. Bei Wohnungs- oder Haustüren mit offenem Türschlitz kann oftmals nachträglich eine Dichtung eingebaut werden. Ein Windfang sollte bei kalter Witterung geschlossen bleiben.

Tipp 13: Rollladenkasten dämmen: Hochleistungsdämmplatten aus Polyurethan oder Phenolharz passgenau zuschneiden und einbauen. Die Kosten betragen je nach Material und Dämmstärke zwischen 15 und 30 Euro pro Quadratmeter.

Tipp 14: Heizung richtig einstellen und optimieren: Wer die Heizungsanlage richtig einstellt, kann 10 bis 15 Prozent Energie einsparen, am meisten durch eine individuell zugeschnittene Zeitsteuerung. Etwas komplizierter ist es, Vorlauftemperaturen richtig einzustellen. Diese sollten mittels der Heizkurve so niedrig wie möglich eingestellt werden. Idealerweise wird die Temperatur so niedrig ausgewählt, dass der Raum bei voll geöffneten Thermostatventilen noch ausreichend warm wird. Hier hilft ein Fachbetrieb weiter.

Tipp 15: Finanzielle Rücklagen bilden, wenn möglich

Hilfesysteme nutzen

Derzeit gibt es bereits Hilfen wie Kosten zur Unterkunft, die an Leistungsbezieher des SGB II (Hartz IV), SGB XII (Sozialhilfe) und AsylBLG ausgezahlt werden. Dazu gehören Kaltmiete, Neben- und Heizkosten. „Gerade aber bei Alleinerziehenden, Rentnerinnen und Rentner und Menschen mit niedrigen Einkommen, die bislang nicht im Hilfebezug sind, ist die Verunsicherung groß“, sagt Sozialreferentin Dr. Hülya Düber. „Wir haben zahlreiche Nachfragen und noch mehr Anträge auf Hilfeleistungen auf dem Tisch liegen – ohne dass die Rahmenbedingungen ab 1. Januar durch den Bund bisher geklärt wären.“

Über aktuelle Hilfsmöglichkeiten, auch Sozialhilfe, bietet die Stadt Würzburg Informationen auf der Webseite www.wuerzburg.de/energiekrise. Auch einmalige Heizkosten -und Betriebskostennachzahlungen können bei zeitnaher Antragsstellung übernommen werden, selbst dann, wenn ansonsten kein monatlicher Hilfebezug besteht. Sollten keine anderen gesetzlichen Hilfen in Frage kommen, hat die Stadt Würzburg zwei Nothilfefonds, einen für Familien, einen für Seniorinnen und Senioren.

Zum geplanten Bürgergeld wie auch zur Neugestaltung des Wohngeldes liegen der Kommune bislang aber nur nicht beschlossene Regierungsentwürfe vor. „Aufgrund des Entwurfs der Wohngeldreform gehen wir von einer Verdreifachung des Personenkreises aus, der ab 1.1.2023 wohngeldberechtigt wird“, rechnet Dr. Düber. „Dies schürt die Hoffnung, dass wir mit sozialen Hilfen dann auch die Menschen erreichen, die bislang an der Grenze des Leistungsbezugs sind.“ Gleichzeitig arbeitet das Sozialreferat der Stadt Würzburg an einem Vorschlag, den die städtischen Gremien beschließen müssen. Dieser sieht vor, lokale Angemessenheitsgrenzen für Energieverbrauch bei Empfängern von SGB II und SGB XII-Leistungen festzuschreiben, sowie die anzuerkennenden Richtwerte unter Berücksichtigung der aktuellen Preislage nach oben anzupassen.

Informationen zu Hilfesystemen:

Sozialreferat, Fachbereich Soziales: Karmelitenstr. 43, 97070 Würzburg, Tel. 09 31/37-0, fb-soziales(Arts Fotos - Photography by Artur Schmitt)stadt.wuerzburg.de. Mo 8:30-13 Uhr, Di, Do, Fr 8:30-12 Uhr und nach Terminabsprache.