Totale Mondfinsternis 2018
Längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts mit großer Marsopposition und kleinstem Vollmond des Jahres
Die partielle Mondfinsternis am 7. August 2017 war nur der Vorgeschmack auf das, was uns am 27. Juli 2018 bei passender Witterung nach Sonnenuntergang erwartetet hat.
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Wettervorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für Bayern
Freitag, 27. Juli 2018, 12:34 Uhr
Heute Mittag, am Nachmittag und abends verbreitet Sonnenschein. Ausgehend vom Bergland jedoch einzelne Schauer und Gewitter – größtes Risiko in den Alpen, sowie nördlich der Donau. Höchsttemperatur zwischen 27 Grad in den Alpen und 36 Grad am Untermain. Schwacher Ostwind, in Gewitternähe Sturmböen nicht ausgeschlossen. In der Nacht zum Samstag anfangs wechselnd bewölkt, allmählich abklingende Schauer und Gewitter. Später überall Aufklaren. Tiefstwerte 19 Grad am Untermain, 11 Grad in einigen Alpentälern.
Zwei astronomische Highlights in einer Nacht
In der Nacht vom Freitag, 27. Juli auf Samstag, 28. Juli findet eine totale Mondfinsternis statt. Sie ist die einzige Finsternis des Jahres, die zumindest teilweise von Mitteleuropa aus beobachtbar ist. Der kleinste Vollmond des Jahres geht bereits verfinstert auf. Der erste Teil der Finsternis bleibt daher bei uns unbeobachtbar. Aufgrund der Erdferne von rund 406.000 Kilometer wird die totale Verfinsterung des Mondes beim Durchlauf durch den Kernschatten der Erde mit gut 103 Minuten die längste des 21. Jahrhunderts. In der nachfolgenden Tabelle haben wir den Verlauf der Finsternis für unseren Beobachtungsort in Eisingen in Unterfranken beschrieben.
Der Rote Planet Mars steht am 27. Juli 2018 in Opposition zur Sonne. Das bedeutet dass er die ganze Nacht zu sehen ist. Mars steht der Erde so nahe, wie seit 15 Jahren nicht mehr. Wenn der Mond an Höhe gewonnen hat, ist er als rötlich strahlendes Objekt unterhalb des Mondes zu sehen.
Wo geht der Mond am 27. Juli 2018 in Eisingen auf?
Verlauf der Finsternis
Uhrzeit | Sichtbarkeit | Verlauf |
---|---|---|
19:14 | Nicht sichtbar | Die Halbschattenfinsternis beginnt unter dem Horizont. |
20:24 | Nicht sichtbar | Die partielle Finsternis beginnt unter dem Horizont. |
21:03 | Nicht sichtbar | Mondaufgang unter dem Horizont. |
21:12 | Sichtbar | Der Mond befindet sich mit 1° noch recht knapp über dem Horizont. Sorgen Sie für möglichst freie Sicht Richtung Südost. Auf der Anhöhe z.B. oberhalb des EDEKA-Marktes sollten Sie den Mond jetzt erstmals über dem Guttenberger Forst sehen können. |
21:30 | Sichtbar | Die totale Finsternis beginnt. Der Kernschatten bedeckt den gesamten Mond, der als rötliche Scheibe am Himmel zu sehen ist. Der Mond befindet sich immer noch knapp über dem Horizont. Sorgen Sie für möglichst freie Sicht Richtung Südost. |
22:22 | Sichtbar | Maximale Verdunkelung. Um 22:20 Uhr erreicht der Mond die exakte Vollmondstellung. Unser Erdtrabant steht im Sternbild Steinbock. Er ist dem Mittelpunkt des Erd-Kernschattens am nächsten. Unser Erdtrabant steht jetzt 9,5° hoch über dem Horizont im Südosten und kann nun auch an vielen Stellen im Ort beobachtet werden. Auf der Anhöhe sieht man unterhalb des Mondes den -2,78 mag hellen roten Planeten Mars. Der scheinbare Abstand Mond-Mars beträgt 5,5°. |
23:13 | Sichtbar | Die totale Finsternis endet. Die ersten direkten Sonnenstrahlen erreichen wieder den Rand der Mondoberfläche. |
00:19 | Sichtbar | Die partielle Finsternis endet. Der Kernschatten der Erde verlässt die Mondoberfläche. |
01:28 | Sichtbar | Die Halbschattenfinsternis endet. Der Halbschatten der Erde verlässt die Mondoberfläche. |
Zwei Überflüge der Internationalen Raumstation ISS
Während der Mondfinsternis kann man in Eisingen außerdem zwei Überflüge der ISS beobachten.
- Überflug: 27. Juli 22:31:04 10° W │ 22:34:19 60° N │ 22:37:35 10° O
- Überflug: 28. Juli 00:07:39 10° WNW │ 00:10:57 87° SSW │ 00:11:05 81° SO
Beim ersten Überflug erreicht die ISS im Maximum eine scheinbare Helligkeit von -3,3 mag. Der zweite Überflug setzt noch eins drauf. Mit -4,0 mag – vergleichbar mit der hellen Venus – wird die höchstmögliche, scheinbare Helligkeit erreicht, bevor die Raumstation hoch am Himmel im Sternbild Schwan im Erdschatten verschwindet.
Pressemeldung des DLR vom 20. Juli 2018
Mond und Mars sorgen für „Sternstunden“ im All
Wenn der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst am 27. Juli 2018 um 22:22 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit die Gelegenheit hat, einen Blick aus der Internationalen Raumstation ISS zu werfen, wird er die wohl beste Aussicht auf ein außergewöhnliches Naturschauspiel haben: die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts. Aber auch wir „Erdbewohner“ dürfen uns auf diesen letzten Freitagabend des Juli 2018 freuen, wenn der Vollmond in den Stunden vor Mitternacht für knapp zwei Stunden völlig in den Kernschatten der Erde eintaucht und sich kupferrot verfärbt. Insgesamt 103 Minuten wird das Himmelsereignis dauern. Erst am 9. Juni 2123 wird es eine drei Minuten längere Mondfinsternis geben. Und erst an Sylvester 2028 wird in Mitteleuropa wieder eine Mondfinsternis, ähnlich wie jetzt, in vollem Verlauf zu sehen sein. In diesem Beitrag erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) den Ablauf dieses Himmelsphänomens.
Wenn der Mond in den Schatten tritt
Das Ereignis einer Mondfinsternis hat die Menschen seit jeher fasziniert und sie in früheren Zeiten oft in Furcht und Schrecken versetzt. Insbesondere war eine totale Mondfinsternis, bei der der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eintritt und die Vollmondscheibe eine kupferrote bis strahlendorangene Farbe annimmt, in der altorientalischen, antiken Welt ein Zeichen der Götter, die im Himmel residierten und von dort aus machtvoll in die irdische Welt eingriffen. Um deren Botschaften am Firmament zu verstehen, hielten sich die Regenten damals kundige Sterndeuter, die gewissenhaft den Himmel beobachteten, alles aufzeichneten und versuchten, verlässliche Vorhersagen für ihren Herrscher zu machen. Auf solche Weise erkannten die babylonisch-sumerischen Gelehrten auch den Saros-Zyklus, ein Zeitmaß für das aufeinanderfolgende Auftreten ähnlich verlaufender Sonnen- und Mondfinsternisse.
Heute weiß man, dass die Ursache für die „geheimnisvolle“ Färbung des Mondes darin liegt, dass das langwellige rote Licht der Sonnenstrahlen gebrochen und in Richtung unseres Trabanten gelenkt wird, während die kurzwelligen blauen Lichtwellen vollständig in der Erdatmosphäre gestreut werden. Zusätzlich sorgen Staub und Asche in der Hochatmosphäre für die satte Farbe, die die Mondfinsternis zu einem spektakulären Ereignis werden lässt. Ein Astronaut, der auf dem Mond stände und in Richtung Erde blickte, sähe die Nachtseite der Erde, umsäumt von einem rötlich schimmernden dünnen Lichtsaum – eine totale Sonnenfinsternis. Während der Apollo-Mondlandungsära, deren Beginn sich mit Apollo 8 in der kommenden Weihnachtszeit zum 50. Mal jährt, hätten die US-Astronauten dazu drei Mal eine Chance gehabt. Weitere Informationen dazu, wie eine Mondfinsternis entsteht, gibt dieser Artikel.
Der Verlauf der Mondfinsternis am 27. Juli 2018
Nach dem Aufgang des Vollmonds über dem südöstlichen Horizont um 21:01 Uhr (alle Zeitangaben in Mitteleuropäischer Sommerzeit, MESZ, für 50 Grad nördlicher Breite und 10 Grad östlicher Länge – was 20 Kilometer westlich von Schweinfurt liegt) dauert es noch eine knappe halbe Stunde, bis der Mond komplett in den Kernschatten der Erde eingetaucht ist und die sogenannte totale Phase beginnt. Während dieser Zeit ist der Himmel noch aufgehellt, da die so genannte bürgerliche Dämmerung gerade erst begonnen hat. In dieser hellsten Phase der Dämmerung befindet sich die im Westen untergehende Sonne nur knapp unterhalb des Horizonts und der Mond steht gleichzeitig nur wenige Grad über dem Horizont im Südosten.
Das Eintauchen des Mondes in den Kernschatten der Erde ist zu diesem Zeitpunkt bereits in vollem Gange und die Helligkeit derjenigen Mondgebiete, die bereits vom östlichen Mondrand ausgehend im Kernschatten liegen, nimmt erkennbar ab.
Um 21:30 Uhr befindet sich der Mond schließlich ganz im Kernschatten. Noch herrscht die bürgerliche Dämmerung vor, die erst 20 Minuten später endet. Die Mitte der Finsternis wird um 22:22 Uhr und das Ende der Totalität um 23:13 Uhr erreicht. Von da an tritt der Mond allmählich wieder aus dem Kernschatten der Erde heraus und wird Stück für Stück heller. Nachts um 1:30 Uhr des folgenden Tages hat er den Halbschatten komplett verlassen und die Finsternis ist zu Ende.
Tipps für die Beobachtung:
Die günstigsten Beobachtungsbedingungen für die Finsternis herrschen im Süden und Osten Deutschlands, klare Sicht bis zum Horizont vorausgesetzt. Im Süden, weil dort der Mond bis zum Ende der totalen Verfinsterung immerhin eine Höhe von maximal 16 Grad über dem Horizont erreicht, im Osten, weil er dort früher aufgeht und die Finsternis vollständiger zu beobachten ist, der Mond allerdings nicht sehr hoch über den Horizont steigt. In jedem Fall ist es unabdingbar, sich einen Beobachtungsplatz zu suchen, von dem aus in südöstlicher Richtung ein freier Blick bis zum Horizont möglich und der weitgehend frei von störenden irdischen Lichtquellen ist. Mit einem Feldstecher ist die Mondfinsternis noch beeindruckender zu beobachten.
Erdferner Mond beschert zusätzliche Minuten Finsternis
Die Finsternis am 27. Juli ereignet sich, zu einem Zeitpunkt, an dem der Mond den erdfernsten Abschnitt seiner Bahn in rund 406.000 Kilometern Distanz durchläuft und so zum „kleinsten Vollmond des Jahres“ wird. Doch dieser, für das bloße Auge kaum wahrnehmbare Größenunterschied im Vergleich zu einem Vollmond in Erdnähe, wird durch die sogenannte Mondtäuschung mehr als kompensiert. Diese optische Täuschung lässt uns den Mond in Horizontnähe auffallend größer erscheinen, als wenn er hoch am Himmel steht. Am Ende der totalen Phase steht der Mond hierzulande im bayerischen Oberstdorf 16 Grad und auf Sylt knapp 10 Grad über dem Horizont. Und die etwas geringere Bahngeschwindigkeit des Erdtrabanten in der Erdferne, im Apogäum, beschert uns eine etwas längere Finsternisdauer.
Weiteres Highlight: Mars in Opposition und Erdnähe
Genau anders verhält es sich mit dem Nachbarplaneten Mars. Zum Zeitpunkt der Finsternis hat der langsamer als die Erde die Sonne umkreisende Mars seine Oppositionsstellung gegenüber der Sonne nahe des Perihels seiner Bahn erreicht und kommt der Erde nach knapp 15 Jahren wieder sehr nahe. Am 31. Juli, nur vier Tage nach der Mondfinsternis, beträgt sein aktuell geringster Abstand 57,6 Millionen Kilometer und der scheinbare Durchmesser des roten Planeten wächst auf 24,3 Bogensekunden an. Zur Mitte der Totalität kann man versuchen, ihn ungefähr sechs Grad südlich des Mondes, nur wenige Grad über dem Horizont, zu erspähen und zusammen mit dem Mond zu fotografieren.
Mit Sicherheit wolkenfreier Blick von der ISS
Am 6. Juni starte Alexander Gerst vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur zu seinem zweiten Einsatz auf der Internationalen Raumstation ISS. Er wird daher mit seinen fünf Crewkollegen der Horizons-Mission auf seinem Außenposten im All in der bevorzugten Lage sein, die Mondfinsternis und den ’nahen‘ Mars unabhängig von Wetter und atmosphärischer Absorption zu beobachten. Immerhin dauert die totale Phase mit 103 Minuten länger als eine Erdumrundung der ISS von 92 Minuten und während des gesamten Finsternisverlaufes von 19:15 Uhr bis 1:30 Uhr vergehen für die Crew ganze vier „Bordtage“. Die totale Phase der Finsternis könnte die Crew insgesamt mehr als eine Dreiviertelstunde verfolgen, wenn sie über die Nachtseite der Erde fliegt. Und in der Tat: Kurz nach Mitte der Totalität wird um 22:30 Uhr die ISS nahe der hell leuchtenden Venus im Westen aufgehen, um 22:34 Uhr nahe am Polarstern vorbeiziehen und knapp zehn Minuten über Deutschland sichtbar sein. Alexander, bitte dann melden!
Uhrzeit | Ereignis
19:15 Eintritt des Mondes in den Halbschatten
20:24 Eintritt des Mondes in den Kernschatten
21:01 Mondaufgang für 50°N, 10°O
21:09 Sonnenuntergang für 50°N, 10°O
21:30 Beginn der Totalität
21:50 Ende der bürgerlichen Dämmerung
22:22 Mitte der Finsternis
22:43 Ende der nautischen Dämmerung
23:13 Ende der Totalität
23:55 Ende der astronomischen Dämmerung
00:19 Austritt des Mondes aus dem Kernschatten
01:30 Austritt des Mondes aus dem Halbschatten
Alle Zeiten in MESZ = UT + 2 Stunden
Mondflugmissionen
Mondflug | Missionsdauer | Highlight
Apollo 8 21. – 27. Dez. 1968 erste bemannte Mondumrundung
Apollo 10 18. – 26. Mai 1969 erster Landfährenabstieg ohne Landung
Apollo 11 16. – 24. Juli 1969 erste Mondlandung
Apollo 12 14. – 24. Nov. 1969 Landung bei Surveyor 3
Apollo 13 11. – 17. April 1970 Notlage an Bord mit glücklichem Ausgang
Apollo 14 31. Jan. – 9. Feb. 1971 erster Einsatz ein Mondhandkarre
Apollo 15 26. Juli – 7. Aug. 1971 erster Einsatz eines Mondautos
Apollo 16 16. – 27. April 1972 erste Untersuchung einer lunaren Hochebene
Apollo 17 07. – 19. Dez. 1972 letzte und längste Mondlandung
Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)