Würzburg am Main am 14. Mai 2020

Würzburg am Main

Mainfrankenmetropole

www.mainfranken-fotos.de

Würzburg liegt an der Bundesautobahn A3 auf halber Strecke zwischen Nürnberg und Frankfurt am Main. Die Stadt mit ihren 130.227 Einwohnern (Stand: 31.12.2022) und Sehenswürdigkeiten zieht jedes Jahr Hunderttausende Touristen aus der ganzen Welt an.

Schlagzeilen von A bis Z

Nicht nur die verträumten Gassen, die zahlreichen historischen Bauten und last but not least die romantischen Weinberge lohnen für einen Besuch. Würzburg blickt auf mehr als 1.300 Jahre Geschichte zurück.

Stolz sind die Würzburger unter anderem auf Wilhelm Conrad Röntgen, der hier als Physikprofessor am 8. November 1895 die nach ihm benannten X-Strahlen entdeckte und dafür am 10. Dezember 1901 den Nobelpreis für Physik verliehen bekam.

Am 8. November 1895 arbeitete Wilhelm Conrad Röntgen im Physikalischen Institut der Universität Würzburg mit Kathodenstrahlen, als er plötzlich Licht sah, wo es gar keines hätte geben dürfen. Sein wissenschaftliches Interesse war geweckt und er versuchte, diesen unsichtbaren „X-Strahlen“ auf die Spur zu kommen. Seine wohl wichtigste Entdeckung war die Tatsache, dass die Strahlen durch Materie gehen und so das Innere dieser Stoffe „fotografiert“ werden kann. Röntgen erhielt für diese Leistung im Jahr 1901 den Nobelpreis für Physik. Seine Entdeckung revolutionierte die medizinische Diagnostik und führte zu weiteren wichtigen Erkenntnissen wie der Entdeckung und Erforschung der Radioaktivität.

Im Jahr 2020 feierte die Julius-Maximilians-Universität zusammen mit der Stadt Würzburg und weiteren Partnerinstitutionen ein Doppeljubiläum: 125 Jahre Entdeckung der Röntgenstrahlen und 175 Jahre Geburtstag von Wilhelm Conrad Röntgen. Der Physikprofessor stieß am Abend des 8. November 1895 in seinem Labor an der Uni Würzburg auf eine neue Art von Strahlen. Dafür wurde er 1901 mit dem weltweit ersten Nobelpreis für Physik ausgezeichnet.

Veranstaltungshinweise und Hintergründe zum Motto „X-Ray – 125 Jahre neue Einsichten“ auf der Internetseite www.roentgen2020.de.

Zu den schrecklichsten Ereignissen des 20. Jahrhunderts ist der verheerende Angriff der Alliierten am 16. März 1945 zu erwähnen

Der Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 war der schwerste von mehreren Angriffen, den die Stadt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ertragen musste. Der 20-minütige Angriff entwickelte sich zu einem Feuersturm. Funken flogen durch die Luft, Bäume und Häuser brannten, 3.000 Menschen überlebten den Abend nicht. Noch in einer Entfernung von 230 Kilometern konnten die abfliegenden Bomberbesatzungen den Feuerschein der brennenden Stadt erkennen. Die historische Altstadt wurde zu 90 % zerstört.

Marienberg mit Festung in Würzburg - 18. Januar 2016 um 10:56 Uhr
@artusmi 20160118_1056

1945 brannte die Festung fast ganz aus, der Wiederaufbau dauerte bis 1990. Nach jahrzehntelangem Wiederaufbau strahlt die Stadt heute wieder in neuem Glanz. Zahlreiche Baustellen gehören aber seit Jahren immer wieder zum Stadtbild.

St. Burkard und Festung Marienberg in Würzburg am 22. Januar 2016 um 10:14 Uhr
@artusmi 20160122_1014

Würzburg ist außerdem Beamten- und Studentenstadt. Neben dem traditionellen Lehrangebot an der Universität und Fachhochschule (BWL, Jura, Medizin, Theologie, VWL u.a.), gibt es auch innovative Studienrichtungen; so z.B. Wirtschaftsinformatik, Nanotechnik, Biotechnologie und Medizintechnik.

Schlagzeilen von A bis Z

Impressionen aus Würzburg bunt gemischt


Würzburg, 18. Juli 2016

Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg

Bei einem Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg am 18. Juli 2016 verletzte ein in Deutschland als minderjährig und unbegleitet registrierter Flüchtling fünf Menschen mit einem Beil und einem Messer, vier davon schwer. Der Täter wurde in der Folge von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei erschossen. Die Ermittlungsbehörden gehen von einer islamistisch motivierten Tat aus.

Quelle: Wikipedia

Würzburg, 18. Juli 2021

Fünf Jahre nach dem Axtattentat

In schwierigen und herausfordernden Zeiten gedenkt die Stadt Würzburg des terroristischen Axt-Attentats in einem Regionalzug vor fünf Jahren. Am 18. Juli 2016 griff ein minderjähriger Flüchtling während der Zugfahrt zwischen Ochsenfurt und Würzburg zunächst eine reisende Familie aus Hongkong mit Axt und Messer an, die Familienmitglieder wurden zum Teil schwer verletzt und waren lange in der Würzburger Uniklinik in Behandlung. Nach dem Nothalt in Heidingsfeld flüchtete der Täter und verletzte eine weitere Fußgängerin schwer, bevor Spezialeinsatzkräfte mit einem tödlichen Schuss den Amoklauf beendeten. Es handelte sich um eine Tat, die auf eine islamische Radikalisierung des Attentäters zurückzuführen ist.

„Auch fünf Jahre nach dieser blutigen Nacht heilen die Wunden nur langsam – die seelischen noch einmal schwerer als die körperlichen. Vielen Menschen kommen die Morde vom 25. Juni 2021 am Barbarossaplatz wie ein Déjà-vu vor“, äußert sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt am Jahrestag. Die Stadt Würzburg hat in Heidingsfeld ein Blumenbouquet an der Stelle anbringen lassen, wo ein alltäglicher Spaziergang mit dem Hund einer Passantin völlig unvermittelt fast das Leben gekostet hätte.

Vom Grafeneckart wehte an diesem Tag eine schwarze Fahne mit der Aufschrift „Den Opfern der Gewalt“.

Würzburg, 28. Dezember 2020

Stadt Würzburg trauert um Altoberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler

Im Alter von 91 Jahren verstarb am 23. Dezember Altoberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler. Zeitler war von 1968 bis 1990 Würzburger Oberbürgermeister und gehörte weitere 20 Jahre – von 1956 bis 1958 und von 1996 bis 2014 – als ehrenamtliches Mitglied dem Würzburger Stadtrat an.

„Dr. Klaus Zeitler war ein Oberbürgermeister, der die Stadt Würzburg nachhaltig geprägt hat“, fasst Christian Schuchardt die Leistung seines Amtsvorgängers zusammen: „Dabei zeichneten ihn Eigenschaften wie Disziplin und Tatkraft, Stehvermögen und Durchsetzungsfähigkeit, Gerechtigkeitssinn und Liberalität aus sowie ein hervorragendes Gespür für das, was die Bürgerinnen und Bürger bewegte.“

Als Dr. Zeitler erstmals zum Oberbürgermeister gewählt wurde, waren in Würzburg noch viele Ruinen sichtbar. Während seiner Amtszeit wurde der Wiederaufbau Würzburgs abgeschlossen. „Er hat die Entwicklung zur modernen Stadt zielstrebig vorangetrieben und sich zugleich tatkräftig für die Erhaltung und Pflege des historischen Erbes eingesetzt – und dies in beiden Fällen nicht nur in baulicher Hinsicht. So war es ihm wichtig, identitätsstiftende Traditionen lebendig zu erhalten oder wiederzubeleben, aber gleichzeitig Würzburg für die Zukunft fit zu machen“, so Schuchardt.

Mit besonderem Engagement kümmerte sich Zeitler während seiner Amtszeit um die Verbesserung der innerstädtischen wie der überregionalen Verkehrssituation und um die Förderung des Fremdenverkehrs. Er baute den Heuchelhof aus, ließ den Oberen Markt mit Fußgängerzone neu gestalten und initiierte einen ersten Fassadenwettbewerb für die Stadt Würzburg. Große infrastrukturelle Verkehrsprojekte in seiner Amtszeit waren der Bau von Europastern, Mittlerem Ring, Greinbergknoten und Nordtangente. In seiner Amtszeit wurde ein Innenstadtverkehrskonzept entwickelt, neue Gewerbe- und Industriegebiete in der Veitshöchheimer, Nürnberger und Winterhäuser Straße ausgewiesen, der alte Schlachthof abgerissen und das CCW neu gebaut. Viel investiert wurde in dieser Zeit in das Würzburger Schulwesen mit Sanierung und Erweiterung oder Neubauten von Schulen.

Unter Zeitler wurden Rottenbauer, Ober- und Unterdürrbach, Versbach und Lengfeld eingemeindet, was den Weg für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung ebnete. Anliegen war es ihm aber auch, die alten Stadtteile zu erneuern und aufzuwerten. Zeitler ergriff darüber hinaus Maßnahmen zur Begrünung der Innenstadt und der Stadtteile und brachte 1990 mit der Landesgartenschau eine Erholungszone in die Innenstadt. Unter ihm als Oberbürgermeister wurden Schwimmbäder gebaut, die Kunsteisbahn und das Müllheizkraftwerk, das bei seiner Einweihung zu den modernsten in Europa zählte. Zeitler bemühte sich intensiv um die Völkerverständigung, noch heute sichtbar in fünf Städtepartnerschaften, die während seiner Amtszeit gegründet wurden: Otsu (Japan, 1979), Salamanca (Spanien (1980) sowie Suhl (1988). 1971 erhielt Würzburg unter Zeitler die Europafahne und 1973 den Europapreis.

Einen Schwerpunkt seiner Arbeit legte Zeitler auch auf Bürgernähe, bürgerschaftliche Mitwirkung, auf die Stärkung der oberzentralen Funktion Würzburgs, auf Fragen der Stadtgestaltung und des Umweltschutzes. „Sein Anspruch war es, ein Oberbürgermeister für alle zu sein“, fasst Christian Schuchardt das Ziel seines Amtsvorgängers zusammen. „Pragmatisch an die Dinge herangehend, mit klarem Blick für das Machbare und mit großem taktischem Geschick hat sich Dr. Klaus Zeitler im Stadtrat in wichtigen Fragen immer um eine breite Zustimmung bemüht. Wir werden ihn und sein Wirken immer ehrend im Andenken behalten.“

Geboren in Würzburg, verbrachte Zeitler seine Kindheit in Erfurt und Potsdam, absolvierte das Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Würzburg, Köln und Dijon und promovierte anschließend zum Dr. jur. 1968 wurde er erstmals zum Oberbürgermeister gewählt und in den folgenden Jahren drei Mal im Amt bestätigt. Er war Mitglied im Bayerischen Städtetag und von 1982 bis 1992 des Bayerischen Senats. Außerdem beriet Zeitler im Auftrag des Deutschen Städtetages mehrere Städte in der ehemaligen DDR. Als er 1989 auf eine erneute Kandidatur verzichtete, war er bayernweit der dienstälteste Oberbürgermeister einer kreisfreien Stadt.

Seine parteipolitische Laufbahn begann Zeitler 1950 bei der SPD. Diese verließ er und trat 1992 den Republikanern bei, für die er auch von 1996 bis 2003 Mitglied des Würzburger Stadtrates war. Dann wechselte er bis 2014 zur Würzburger Liste, und gestaltete bis zu seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat aktiv die Würzburger Stadtpolitik mit zahlreichen Diskussionsbeiträgen mit.

Zum Andenken an Altoberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler wird ab Dienstag, 29. Dezember, auf den städtischen Facebook-Seiten ein virtuelles „Kondolenzbuch“ freigeschalten. Das Rathaus wird in den kommenden Tagen trauerbeflaggt.

Quelle: Stadt Würzburg

Würzburg, 25. Juni 2021

Tote und Verletzte bei Messerattacke

Barbarossaplatz Würzburg – Drei bestätigte Todesfälle – Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurden mehrere Personen zum Teil schwer verletzt. Aktuell sind drei Todesopfer zu beklagen. Dem Sachstand nach bestand keine Vorbeziehung zwischen Täter und Opfern.

Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen handelt es sich um einen 24-jährigen, somalischen Staatsangehörigen, der in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg wohnhaft ist. Er wurde durch einen gezielten Schuss aus einer polizeilichen Dienstwaffe am Oberschenkel verletzt und befindet sich nicht in Lebensgefahr. Er wird derzeit im Krankenhaus vernommen.

Laut Zeugenangaben soll der Angreifer während der Tatausführung „Allahu Akbar“ gerufen haben. Ein islamistisches Motiv wird daher derzeit geprüft. Darüber hinaus laufen aktuell umfangreiche Ermittlungen. Zeugen werden vernommen und Bilder von Überwachungskameras ausgewertet.Die Polizei ist weiterhin mit starken Kräften in der Innenstadt von Würzburg präsent. Es gibt jedoch nach wie vor keine Hinweise auf weitere beteiligte Täter.

Im Zusammenhang mit der Gewalttat im Bereich des Barbarossaplatzes in Würzburg hat die Polizei ein Hinweis- und Bürgertelefon eingerichtet. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800 300 00 50 werden ab sofort Zeugenhinweise und Anrufe besorgter Bürger entgegengenommen.

Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken

Nach der tragischen Gewalttat in Würzburg wurde für betroffene Personen eine Notfall-Hotline geschaltet. Darüber hinaus stehen mobile Betreuungsteams bereit.

Kostenfreie Rufnummer 0800 655 3000

Die Hotline ist von 08:00 bis 23:00 Uhr geschaltet und bietet eine Beratung mit psychologisch geschultem Personal.
Außerhalb der Zeiten können sich betroffene Personen bei der Integrierten Leitstelle unter 0931 19 222 melden.
Handelt es sich um einen akuten medizinischen Notfall bitte umgehend die Notrufnummer 112 wählen.

Quelle: Stadt Würzburg

Würzburg, 26. Juni 2021

Messerattacke: Pressekonferenz am 26. Juni 2021 um 15 Uhr – Polizei zeigt Präsenz im Stadtgebiet

Die Ermittlungen von Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft unter anderem zu den Hintergründen der Tat laufen weiterhin auf Hochtouren. Auf einer Pressekonferenz am Nachmittag wird über den aktuellen Stand informiert. Die unterfränkische Polizei ist verstärkt im Stadtgebiet präsent.

Dem aktuellen Sachstand nach befinden sich die fünf schwerverletzten Personen weiterhin in verschiedenen Krankenhäusern in ärztlicher Behandlung. Der Zustand von zwei dieser Personen ist weiterhin lebensbedrohlich. Zwei Leichtverletzte konnten das Krankenhaus zwischenzeitlich wieder verlassen.

Die Polizei ist zur Stunde mit Unterstützung der Bayerischen Bereitschaftspolizei und den Zentralen Diensten weiterhin mit starken Kräften in der Innenstadt von Würzburg präsent. Hinweise auf eine Gefährdung bestehen jedoch nicht. Im Fokus stehen viel mehr die Stärkung des Sicherheitsgefühls in der Bevölkerung und die Ansprechbarkeit für die Bürgerinnen und Bürger.

Die Ermittlungen zu den genauen Hintergründen der Tat laufen unterdessen weiterhin auf Hochtouren. Hierbei steht die Kriminalpolizei Würzburg derzeit in engem Austausch mit dem Bayerischen Landeskriminalamt und der Staatsanwaltschaft Würzburg.

In einer Pressekonferenz am heutigen Nachmittag um 15 Uhr informiert der bayerische Innenminister Joachim Herrmann gemeinsam mit Polizeipräsident Gerhard Kallert, Vertretern der Staatsanwaltschaft und dem Würzburger Oberbürgermeister über den aktuellen Ermittlungsstand.

Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken

DER OBERBÜRGERMEISTER DER STADT WÜRZBURG

Liebe Würzburgerinnen, liebe Würzburger,

ich habe gestern Abend geweint. Geweint um die Opfer und die Angehörigen. Um die Menschen, die an einem friedlichen und schönen Sommerabend jäh überfallen wurden, überrascht wurden und mit einer Stichwaffe getötet oder verletzt wurden. Von Augenzeugen habe ich mich über die Bilder des Schreckens und Grauens informieren lassen, die sich geboten haben.

Im weiteren Verlauf waren es Passanten, Menschen mit Zivilcourage, die sich unter Gefahr für ihren Leib und ihr Leben dem Täter entgegengeworfen haben. Sie haben unabgesprochen und spontan gemeinsam gehandelt. Es hat mich an die Bilder in Nizza erinnert als ein Mann neben dem LKW herlaufend versucht hat, eine Amokfahrt zu stoppen.

In der Tat, es sind diese Bilder und Parallelen, die diese Bluttat auch für unsere Stadtgesellschaft so gefährlich machen. Der Jahrestag des Axtattentats von Heidingsfeld jährt sich am 18. Juli zum fünften Mal. Ich war in jener Nacht auch draußen bis in die frühen Morgenstunden und gestern auch wieder bis nach Mitternacht am Tatort und am Wohnheim des Täters. Die Bilder, der Täterhintergrund, der mögliche Ruf Allahu Akbar, Gott ist am Größten, wecken Parallelen.

Ich habe gestern Abend aber auch um unsere Stadt geweint. Weil dieser Kurzschluss, dieses Gleichsetzen so naheliegend ist. Geflüchteter, Zuwanderer, Gewalttäter, Glaubenskrieger und Terrorist – Massaker. Und dennoch – nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Die Aufklärung solcher Fälle bedarf einiger Polizeiarbeit, aber das Verbrechen wird – und das verstehe ich – heute bereits zugeschrieben.

Die Verbrechen Einzelner sind aber niemals auf Bevölkerungsgruppen, Religionen, Staatsangehörigkeiten zurückzuführen. Auch wir Deutsche wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht pauschal verurteilt. Genauso wenig gilt dies jetzt für Somalier oder generell Geflüchtete. Dieses Schubladendenken muss ein Ende haben. Und gleichzeitig wird es kein Ende haben. Dies ist meine moralische Forderung, mein Wunsch an die Gesellschaft von der ich weiß, dass er nicht in Erfüllung gehen kann. Denn wie würden Sie sich heute als Ausländer in unserer Stadt fühlen?

Umso mehr muss die Aufklärung, das Dagegen-Arbeiten in diese Richtung Gegenstand unseres gesellschaftlichen Bemühens sein, um ein friedliches und ein selbstbestimmtes Dasein eines jeden Einzelnen zu ermöglichen, der ja auch wieder irgendeiner Gruppe zuzurechnen ist. Bei Sartre heißt es so schön „L’enfer c’est les autres“, die Hölle, das sind die anderen. Wir können unser irdisches Dasein zur kollektiven Hölle oder zum Paradies auf Erden machen. In der Geschichte war es nie vollständig das Eine oder das Andere. Aber das Pendel, das müssen wir nach Kräften bewegen. In die richtige Richtung.

Unser Denken, unser Mitfühlen ist heute bei den Opfern und deren Angehörigen. Unser Dank richtet sich an alle die Gutes versuchen, die couragierten Bürger, die sich den Attentätern entgegengeworfen haben, die Rettungskräfte, die Polizeibeamte, die so schnell vor Ort waren, die Bürgerinnen und Bürger, die Blumen niederlegen oder ihre Empathie mit den Opfern zeigen und an Sie, die Sie sich hier und heute für das Bewahren des Friedens in unserer Stadtgesellschaft einsetzen.

Ihr Christian Schuchardt

Würzburg, 27. Juni 2021

Messerattacke: 39-jährige Schwerverletzte nicht mehr in akuter Lebensgefahr

Auch am Sonntag ist die unterfränkische Polizei weiterhin in der Innenstadt von Würzburg präsent. Eine 39-jährige Geschädigte befindet sich nicht mehr in akuter Lebensgefahr.

Dem aktuellen Sachstand nach wurden durch den Messerangriff des 24-jährigen Tatverdächtigen fünf Personen schwer verletzt. Es handelt sich hierbei um drei Frauen im Alter von 39, 52 und 73 Jahren sowie ein 11-jähriges Mädchen und einen 16-jährigen Jugendlichen. Erfreulicherweise steht zwischenzeitlich fest, dass die 39-Jährige derzeit stabil ist und sich nicht mehr in akuter Lebensgefahr befindet.

Bei den beiden Leichtverletzten, welche das Krankenhaus bereits wieder verlassen konnten, handelt es sich um eine 26-jährige Frau und einen 57-jährigen Mann.

Bei den Geschädigten, die ihren schweren Verletzungen erlegen sind, handelt es sich um drei Frauen im Alter von 24 (whft. Lkr. Main-Spessart), 49 (whft. Lkr. Würzburg) und 82 Jahren (whft. Würzburg).

Die Polizei ist auch am Sonntag weiterhin in der Würzburger Innenstadt präsent und wird von Kräften der Bayerischen Bereitschaftspolizei und die Operativen Ergänzungsdienste unterstützt. Die Beamtinnen und Beamten sind hierbei auch rund um die am Nachmittag stattfindende Gedenkveranstaltung im Würzburger Dom im Einsatz.

Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken

Stiller Sonntag für Trauer um Opfer

Zum Gedenken an die Opfer findet am heutigen Sonntag, 27. Juni 2021, um 15:30 Uhr im Würzburger Dom eine ökumenischer Gedenkfeier statt, die auch live gestreamt wird (Bayerischer Rundfunk, TV Mainfranken sowie auf der Homepage des Bistums Würzburg). Im Anschluss an den Gottesdienst tragen sich voraussichtlich vor dem Dom Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Oberbürgermeister Christian Schuchardt in das Kondolenzbuch ein. Das Kondolenzbuch liegt heute im Außenbereich des Doms und ab dem morgigen Montag im Foyer des Ratssaals im Rathaus für die Öffentlichkeit aus.

Schuchardt: „Wir möchten zu einem stillen Sonntag in der Stadt aufrufen. Auch unser Kiliani-Sommergarten wird heute auf jede Musik, Werbung und Durchsagen verzichten. Es gibt viel, was wir nun verarbeiten müssen, ein wenig Stille wird uns dabei helfen.“

Statement von OB Schuchardt zur Kranzniederlegung

Kranzniederlegung durch MP Söder und OB Schuchardt am 27. Juni 2021 am Barbarossaplatz in Würzburg
Foto: Christian Weiß

„Am zweiten Tag nach dieser Tragödie gehen mir sehr unterschiedliche Gedanken durch den Kopf: Abwechselnd denke ich an das unfassbare Leid der Familien der Opfer, an noch grausamere Szenarien, die auch durch das beherzte Eingreifen von Mitbürgern und den sehr schnellen Polizeieinsatz verhindert wurden. Ich habe ehrlich gesagt auch die Befürchtung, dass diese Tat eines Täters mit Migrationshintergrund nun reflexartig politisch instrumentalisiert werden könnte. Dies darf nicht geschehen. Wir brauchen eine umfassende Aufklärung darüber, was aus welchen Motiven passiert ist. Das sind wir den Opfern schuldig, den Helden, die sich gestern dem Täter in den Weg gestellt haben, und einfach allen, die in unserer Stadt friedlich und ohne jede Spaltung zusammenleben wollen“, erklärt Oberbürgermeister Christian Schuchardt anlässlich der Kranzniederlegung am Ort des Schreckens gemeinsam mit Ministerpräsident Dr. Markus Söder.

Quelle: Stadt Würzburg

Generalstaatsanwaltschaft München und Soko „Main“ ermitteln nach Messerangriff von Würzburg

Gemeinsame Pressemitteilung des Bayerischen Landeskriminalamts und der Generalstaatsanwaltschaft München vom 29. Juni 2021

München – Nach dem Messerangriff mit drei Toten und sieben Verletzten am Freitag, 25. Juni 2021, in der Würzburger Innenstadt ermittelt die im Bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) eingerichtete Sonderkommission (Soko) „Main“ zusammen mit dem Polizeipräsidium Unterfranken weiter zu den Hintergründen der Tat. Die Generalstaatsanwaltschaft München, Bayerische Zentralstelle für Extremismus und Terrorismus (ZET) hat am 26.06.2021 das Ermittlungsverfahren übernommen.

Wie bereits bekannt stach der Beschuldigte am 25.06.2021 kurz nach 17:00 Uhr in einem Kaufhaus in der Kaiserstraße in Würzburg nacheinander mit einem Küchenmesser (Klingenlänge von ca. 33 cm) auf insgesamt neun wehrlose Personen im Kopf- und Halsbereich ein, um diese zu töten. Aufgrund der Messerstiche verstarben drei Personen (Frauen) noch am Tatort. Sechs weitere Personen (vier Frauen, ein Kind und ein Jugendlicher) wurden schwer verletzt, befinden sich aber zwischenzeitlich außer Lebensgefahr. Eine weitere Person (Mann) wurde im Rahmen des Tatgeschehens leicht verletzt. Das Amtsgericht Würzburg erließ am 26.06.2021 gegen den Beschuldigten Haftbefehl wegen Mordes in drei Fällen, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs Fällen und einer vorsätzlichen Körperverletzung.
Die Übernahme des Ermittlungsverfahrens durch die ZET erfolgte, da ein islamistischer Hintergrund für die Taten naheliegt. Hierfür sprechen derzeit die von Zeugen im Rahmen der Tatausführung wahrgenommenen zweimaligen Ausrufe „Allahu akbar“ und ein Hinweis auf den „Dschihad“ des Festgenommenen im Krankenbett einer Würzburger Klinik. Das Ermittlungsverfahren dauert an. Aufgrund der Gesamtumstände wird von der ZET ein gerichtspsychiatrisches Gutachten zur Frage der Schuldfähigkeit des Beschuldigten (§§ 20, 21 StGB) und zur Frage der Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus bzw. einer Entziehungsanstalt (§§ 63, 64 StGB) beauftragt werden.

Im Mittelpunkt der Ermittlungsarbeit steht derzeit die Untersuchung der Gegenstände, die beim tatverdächtigen 24-jährigen Somalier sowie in dessen Wohnung sichergestellt wurden. Darunter sind auch zwei Handys. Deren Inhalt müssen die Ermittler nun auswerten und in einem nächsten Schritt mit Hilfe von Islamwissenschaftlern bewerten. Außerdem gehen die Ermittler derzeit mehr als hundert Spuren nach. In diesem Zuge soll vor allem die Frage nach der Motivlage hinter der Tat beantwortet werden.

Bislang sind beim Tatverdächtigen noch keine Hinweise auf Propagandamaterial oder sonstige extremistische Inhalte gefunden worden.

Mehr als 130 Kräfte der Soko „Main“ und der Kriminalpolizei beim Polizeipräsidium Unterfranken arbeiten derzeit daran, die Hintergründe der Tat aufzuklären. Unterstützung erhalten sie dabei von Fachleuten des Bundeskriminalamts. Die Ermittlungen werden unter Hochdruck weitergeführt. Abschließende Aussagen sind noch nicht möglich.

Hintergrundinformationen:

1. Der Beschuldigte reiste nach eigenen Angaben am 06.05.2015 von Italien nach Deutschland ein, nachdem er zuvor über Nordafrika und das Mittelmeer nach Italien gelangt war. Er wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Außenstelle Chemnitz, erfasst. In der Folgezeit waren unterschiedliche Ausländerbehörden für ihn zuständig, seit dem 04.09.2019 die Ausländerbehörde der Stadt Würzburg. Seinen am 21.05.2015 gestellten Asylantrag begründete der Beschuldigte damit, dass von der Terrororganisation al-Shabaab in Somalia verfolgt und bedroht werde und er daher habe flüchten müssen. Deswegen wurde ihm ein sog. subsidiärer Schutz nach § 4 Abs. 1 AsylG gewährt. Der Beschuldigte hielt sich damit legal in Deutschland auf.

2. In Bayern wurden bislang folgende Sachverhalte in Bezug auf den Beschuldigten bekannt:

a) Am 12.01.2021 und am 13.01.2021 bedrohte und beleidigte der Beschuldigte in Obdachlosenunterkünften in Würzburg jeweils mehrere
Personen mit einem Messer. Aufgrund dieser Vorfälle leitete die Staatsanwaltschaft Würzburg ein Ermittlungsverfahren ein und der Beschuldigte wurde vom 13.01.2021 bis zum 21.01.2021 nach Art. 11 des Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetzes (BayPsychKHG) untergebracht.

b) Im Januar 2021 teilte ein Zeuge mit, dass er (der Zeuge) im Jahre 2015 ein Telefonat des Beschuldigten aus einem benachbarten Zimmer mitgehört habe, in welchem dieser (der Beschuldigte) erzählt habe, dass er in Somalia in den Jahren 2008/2009 für die Terrororganisation al Shabaab Zivilisten, Journalisten und Polizisten getötet habe. Nach Kenntniserlangung dieses Sachverhalts durch die ZET wurde dieser aufgrund der dortigen Zuständigkeit dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe zur Überprüfung der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens zugeleitet. Der Generalbundesanwalt sah gemäß § 152 Abs. 2 StPO mangels konkreter Tatsachen von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den Beschuldigten wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland ab, zumal der Beschuldigte zum angeblichen Tatzeitpunkt 11 bzw. 12 Jahre alt war – und damit ein strafunmündiges Kind. Da auch kein Anfangsverdacht für weitere Staatsschutzdelikte vorlag, leitete die ZET ebenfalls kein Ermittlungsverfahren ein.

c) Am 14. Juni 2021 stieg der Beschuldigte in der Würzburger Innenstadt unvermittelt in den Wagen eines 59-Jährigen und setzte sich auf den Beifahrersitz. Der 59-Jährige sprach den 24-Jährigen mehrfach an, bekam aber keine Antwort. Schließlich rief der Fahrer des Wagens die Polizei zu Hilfe, doch auch auf die Ansprache der Beamten reagierte der Beschuldigte nicht. Das zuständige Ordnungsamt Würzburg ließ den Mann in eine psychiatrische Klinik einweisen. Diese verließ er am Tag darauf auf eigenen Wunsch.

d) Aus Chemnitz wurde zudem bekannt, dass der Beschuldigte im Jahr 2015 in eine tätliche Auseinandersetzung mit einem Mitbewohner in einer dezentralen Unterkunft für Asylbewerber verwickelt war, bei dem von ihm ein Küchenmesser verwendet worden sein soll. Das Ermittlungsverfahren wurde Anfang 2017 eingestellt, da aufgrund der gegensätzlichen Aussagen zum Tathergang ein Tatnachweis nicht zu führen war.

Würzburg, 9. Juli 2021

Gedenken am Barbarossaplatz: Blumen und Kerzen bleiben bis Montag, 12. Juli 2021

Tatort der Messerattacke am Barbarossaplatz in Würzburg am 10. Juli 2021 - Tatzeit: 25. Juni 2021
@artusmi 20210710_1211

Viele Würzburgerinnen und Würzburger haben den Tatort am Barbarossaplatz in den vergangenen zwei Wochen durch Blumen und Kerzen zu einem Ort des Gedenkens an die Opfer vom 25. Juni gemacht. Am heutigen Freitag wurden abgebrannte Lichter und verwelkte Blumen entfernt und der temporäre Erinnerungsort im öffentlichen Raum noch einmal neu arrangiert.

Am Montagmorgen wird die Stadt Würzburg die Blumen und Kerzen im Eingangsbereich des Kaufhauses, das dann wieder seine Pforten öffnen wird, entfernen und die Fußgängerwege wieder verkehrssicher machen. „Wir werden uns noch darüber beraten, in welcher Gestalt wir uns dauerhaft an diesen traurigen Tag in unserer Stadtgeschichte erinnern wollen. Fürs Erste darf ich allen danken, die mit Ihrem Beitrag, einer Blume oder Kerze oder einem Brief Ihre Trauer und Anteilnahme ausgedrückt haben. Im Gesamtbild ist das Blumen- und Kerzenmeer auch zu einem Zeichen der Solidarität unserer mitfühlenden Stadtgesellschaft geworden“, so Oberbürgermeister Christian Schuchardt.

Quelle: Stadt Würzburg