Der Ausbau der Ladeinfrastruktur hält in Würzburg Schritt mit dem rasant steigenden Bedarf. Hier „tankt“ ein Fahrzeug an einer E-Ladestation in der Pleicherschulgasse.

Verdoppelung der E-Ladeinfrastruktur in Würzburg innerhalb eines Jahres

Ambitionierte Klimaziele wird man in Würzburg und anderswo nur erreichen, wenn der Umstieg vom Verbrenner auf einen elektrischen Antrieb schnell und in großer Zahl gelingt. Hierfür wiederum ist die vorhandene Ladeinfrastruktur – auch im öffentlichen Raum – eine wichtige Grundvoraussetzung. Im Würzburger Stadtrat wurde nun ein Zwischenbericht gegeben, welchen Weg man beim Ausbau schon hinter sich hat, wie die Bedarfe mittelfristig eingeschätzt werden und inwieweit sich Investitionen im öffentlichen Raum und von privater Seite sinnvoll ergänzen.

Bürgermeister Martin Heilig machte deutlich, die Stadt kann diese Infrastruktur nicht selbst anbieten: „Wir bauten in der Vergangenheit auch keine Tankstellen“. Mit dieser Aufgabe, die von einem allgemeinen wirtschaftlichen Interesse ist, kann man aber in einem gewissen Rahmen, den das Beihilferecht festlegt, die Stadtwerke Würzburg AG betrauen.

Diesen Schritt ging man bereits 2020 und nach dem aktuellen Zwischenbericht und einer erneuten Beschlussfassung im Stadtrat wird man diesen Weg auch weitergehen. Denn das Fazit lautet aktuell: Der am Bedarf orientierte Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur in Würzburg durch die WVV kommt sehr gut voran und liegt im Plan. Einige konkrete Zahlen können dies gut veranschaulichen: Derzeit sind im Stadtgebiet Stand April 2023 allein durch die WVV 82 Normalladepunkte und 4 DC Schnelladepunkte mit 150/300 kWh realisiert. Oberbürgermeister Christian Schuchardt würdigt den erfolgreich eingeschlagenen Weg: „Die wachsende Lade-Infrastruktur ist ein zentraler Aspekt unseres Maßnahmen-Bündels ‚sauber mobil‘. Die Stadtverwaltung ist nicht nur beim eigenen Fuhrpark in der Pflicht, auf E-Antriebe umzustellen, wir müssen auch die Gesamtentwicklung in unserem Stadtgebiet im Blick behalten. Die Wege zu Ladestationen müssen kurz und komfortabel sein.“

Der Geostadtplan der Stadt Würzburg bildet das ständig wachsende Angebot auf einer Online-Karte ab und zeigt, welche Ladepunkte gerade belegt sind:

https://geostadtplan.wuerzburg.de/tinyurl/2Os

Bernd Hammer, Abteilungsleiter Telekommunikation und Verkehrstechnik bei den Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV), machte in seinem Bericht die hohe Dynamik des Ausbauprozesses deutlich: „Derzeit arbeiten in unserem Auftrag drei Tiefbaufirmen gleichzeitig in der Stadt an Ladesäulen. Diese Aufträge orientieren sich an einer komplexen Bedarfsanalyse, die nicht nur fragt, wie viele E-Fahrzeuge in Würzburg angemeldet sind, sondern wie viele von wo kommen und welche Ladebedürfnisse sie während der Parkdauer haben und welche Flächen für das Laden genutzt werden. Es geht dabei um die optimale Bedarfsdeckung der Würzburger, die keine Möglichkeit haben, auf privaten Stellflächen zu parken und zu laden. Des Weiteren orientieren wir uns auch an den Bedürfnissen der Besucher und Pendler, um auch den Bedarf der Reisenden und der in Würzburg Arbeitenden zu decken.“ Die Analyse wird im Hochlauf der E-Mobilität regelmäßig überarbeitet und an die Veränderungen angepasst. Derzeit steigt der Bedarf stark an – die Anzahl der Ladevorgänge hat sich im letzten Jahr von 2.000 Ladevorgängen pro Monat auf 4.000 Ladevorgänge pro Monat verdoppelt.

Lernprozesse sind während eines solchen Ausbaus auch erlaubt. Ein Pilotprojekt zum Tanken via Straßenlaterne war technisch sehr störungsanfällig und wurde von daher wieder aufgegeben. Beispielsweise in der Neutorstraße setzt man nun doch auf Normalladestationen und wird diese noch um eine E-Carsharing Wallbox ergänzen. Der aktuelle Fokus beim Ausbau der Würzburger Ladeinfrastruktur zielt insbesondere auf Car-Sharing-Angebote ab. Diese Fahrzeuge werden in der Regel deutlich häufiger benutzt als private Elektrofahrzeuge und sammeln somit mehr Kilometer beziehungsweise sie helfen entscheidender bei der Einsparung von CO2. Im engen Austausch mit dem Fachbereich Tiefbau der Stadt werden gut vernetzte Standorte festgelegt.

Die Bedarfsanalyse, die immer wieder angepasst werden soll, unterscheidet auch zwischen Stationen mit und ohne Schnellladung. Beide Systeme sind gefragt. Für Touristen oder Geschäftskunden, die nur kurz in der Stadt verweilen, müssen es fast immer Schnelllader sein. Normallader sind hingegen das Mittel der Wahl, wenn über Nacht oder während eines Arbeitstags getankt wird. Die langsamere Variante schont den Geldbeutel des Kunden bezogen auf den Kilowattstundenpreis und ist deshalb für Würzburger/Anwohner meist attraktiver als die 300-kW-DC-Technik. Beide Techniken werden in den nächsten Jahren durch die WVV stark ausgebaut. Ende 2024 will man 268 öffentliche AC-Ladepunkte und 20 öffentliche DC-Ladepunkte verwirklicht haben (gegenüber 168 und 8, die Ende 2023 bereitstehen werden).

Das Zwischenfazit von Bürgermeister Heilig fällt entsprechend positiv aus:

„Wir haben mit der WVV einen leistungsstarken Partner. Die Entwicklung der Ladeinfrastruktur in unserer Stadt geht einher mit den entsprechenden Zulassungszahlen für E-Mobile und Hybridfahrzeuge. Wenn eine Stadt eine gute Infrastruktur auf diesem Feld aufweist, ist dies ein zusätzlicher Anreiz für Privathaushalte wie für Firmen, den Umstieg auf eine klimafreundliche Technik anzugehen.“

Quelle: Stadt Würzburg