Mondfinsternis am 16. Mai 2022 mit Hindernissen
Die Finsternis, die in den Medien zumindest für Deutschland überzogen als totale Mondfinsternis mit Blutmond angekündigt wurde, fand am Montag, dem 16. Mai 2022 in den frühen Morgenstunden statt. Ihre Beobachtung gestaltete sich nicht einfach. In Mitteleuropa war es in diesem Jahr die erste von zwei beobachtbaren Finsternissen. Je nach Standort ging der Vollmond kurz vor bzw. nach Beginn der totalen Phase unter.
Die Mondnacht vom 15. auf den 16. Mai 2022
Am Sonntagabend, dem 15. Mai 2022, ging der fast volle Mond an unserem Beobachtungsort in Eisingen in Unterfranken um 20:21 Uhr im Südosten auf. Er stand im Sternbild Waage. Während seines Transits am 16. Mai 2022 um 01:05 Uhr erreichte er im Süden gerade einmal eine scheinbare Höhe von rund 21°. Gegen 01:30 Uhr war er der Erde am nächsten (360.333 km). Sein scheinbarer Durchmesser betrug rund 33′. Um 05:36 Uhr war Monduntergang. Um 06:14 Uhr erreichte der Erdtrabant, an unserem Standort unsichtbar, drei Minuten nach der maximalen Verdunkelung die Vollmondstellung. Er war aber bereits um 01:55 Uhr zu 100% beleuchtet.
Bildergalerie mit Fotos von der Vollmondnacht 15./16. Mai 2022
Zäher Verlauf der Finsternis in Eisingen erforderte viel Geduld
In Eisingen begann die Mondfinsternis am Montag, dem 16. Mai 2022 um 03:32 Uhr mit der Halbschattenfinsternis und nicht um 02:30 Uhr, wie manche Medien im Vorfeld schrieben. Eine Onlinezeitung gab sogar die dringende Empfehlung, eine Sonnenschutzbrille zu tragen. Offensichtlich kann der Autor eine Mondfinsternis nicht von einer Sonnenfinsternis unterscheiden.
Die Halbschattenfinsternis ist mit bloßem Auge kaum erkennbar. Fotografisch kann man sie aber sichtbar machen. Der Mond stand zu Beginn der Halbschattenfinsternis scheinbare 13,75° über dem Südwesthorizont. Kurz darauf verschwand er hinter dichten Wolken. Nun hieß es Geduld bewahren. Um 04:27 Uhr begann für uns unsichtbar die partielle Finsternis. Der Kernschatten der Erde berührte nun erstmals den Mond und die beschattete Mondoberfläche fängt dann an, rötlich zu erscheinen. Die scheinbare Höhe des Mondes über dem Horizont betrug nur noch rund 8°.
Das Wetter – unser ständiger Begleiter bei der Himmelsbeobachtung
Das Wetter hat uns während astronomischer Beobachtungen in der Vergangenheit immer wieder zu schaffen gemacht. Dabei mussten wir stets eine Entscheidung treffen: Beobachtung abbrechen oder sich in Geduld üben und abwarten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es allemal mehr Sinn macht, abzuwarten, als abzubrechen. Um 04:45 Uhr kam der Mond an unserem Beobachtungsort oberhalb von Eisingen wieder hinter den Wolken hervor und wir konnten die partielle Finsternis unter erschwerten Umständen nun bis kurz nach 05:15 Uhr beobachten.
Kein Blutmond in Mainfranken
Von einem Blutmond, wie vielfach in den Medien angekündigt, war in Mainfranken keine Spur. Das war uns aber vorher schon klar: Neben den Wolken und dem tiefen Stand des Mondes erschwerte die Morgendämmerung zusätzlich eine gute Sichtbarkeit der verdunkelten Mondscheibe. Um 05:18 Uhr konnten wir die zartrötliche, dünne Mondsichel letztmals im Fernglas erkennen. Anschließend haben wir einigermaßen zufrieden die Beobachtung abgebrochen.
Nach unserer Beobachtung
Um 05:29 Uhr begann die totale Finsternis. Der Kernschatten der Erde bedeckte jetzt den gesamten Mond, der in Deutschland nur in der Theorie als rötliche Scheibe tief am Himmel zu sehen war. Der Mond befand sich nur noch 0°40′ über dem Horizont. Um 05:33 Uhr erreichte die Finsternis ihr Maximum und damit die größte Magnitude. Um 05:36 Uhr war in Eisingen Monduntergang. Um 06:11 Uhr fand die maximale Verdunkelung unsichtbar unter dem Horizont statt. Die Beschreibung der weiteren Phasen ersparen wir uns.