Erbachshof und B 27 Richtung Höchberg

Ortschronik der Gemeinde Eisingen in Unterfranken

Eisingen liegt in einem bereits von Kelten und Germanen geschätzten Siedlungsraum

Mediathek Eisingen – www.eisingen-online.de

Jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Siedlungen im Guttenberger Wald südöstlich des St. Josefs-Stifts sind nachgewiesen.

Der zu Eisingen gehörende Weiler Erbachshof dürfte aus einer Fliehburg hervorgegangen sein. Ob dieser schützende Ort auch von den zu Beginn des 7. Jahrhunderts n. Chr. hier siedelnden Franken benutzt worden ist, lässt sich nicht sagen. Mit der Freilegung eines fränkischen Reihengräberfeldes am nördlichen Ortsrand der Gemeinde Eisingen wurde 1966 durch Grabbeigaben diese fränkische Siedlung einwandfrei in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert. Durch diese fränkischen Siedler dürfte Eisingen auch seinen Namen erhalten haben. Die aus dem Fulda-Urkundenbuch erhaltene erste nachgewiesene Schreibweise für unsere Gemeinde lautete „Isilingen“. Man darf annehmen, dass die frühfränkische Siedlung von einem Yso ihren Namen erhielt.

In einer Urkunde des Bischofs Burkard von Würzburg aus dem Jahre 748 wurde auch eine Kirche bei „Erpurg“ genannt. Um 1170 dürfte diese Kirche am Erbachshof nicht mehr bestanden haben, denn Hettstadts Kirche war zu dieser Zeit auch Pfarrkirche für Eisingen. Allerdings wird 1355 wieder eine Kirche zu Eisingen als bestehend erwähnt.

Eisingen und sein Weiler Erbachshof wechselten im früheren Mittelalter ihre Besitzer, bis Dompropst Johannes von Allendorf neben reichen Besitzungen anderorts auch den Erbachshof und zum großen Teil die Gemeinde Eisingen sein eigen nannte. Der „Spitalwald“ wurde vom Dompropst in seine Spitalstiftung bei St. Burkard in Würzburg eingebracht. Die Gemeinde selbst stand über mehrere Jahrhunderte hinweg unter der Herrschaft des Ritterstiftes St. Burkard.

Um 1500 dürfte der Würzburger Bildschnitzer Tilman Riemenschneider das Kruzifix geschaffen haben, das vermutlich in den Wirren der Säkularisation vom Kloster Oberzell nach Eisingen in Sicherheit gebracht worden sein dürfte. Dieses bedeutende Kunstwerk wurde in den Jahren 1977 und 1978 in den Werkstätten des Bayer. Landesamtes für Denkmalpflege in München von den vielen entstellenden Übermalungsschichten freigelegt. Der Korpus zeigt sich nun in seiner ursprünglichen Fassung und in seiner tiefen Ausdruckskraft. In der künstlerischen Bedeutung ist der Eisinger Kruzifixus von Riemenschneider dem von Tettwang, Aub und Steinach wohl noch vorauszustellen.

Im Mittelalter wie auch in der beginnenden Neuzeit lebte die Bevölkerung Eisingens sicherlich vom Wald, der sich sehr nah an das Dorf heranschob und in dem die Bürger Holzrechte besaßen. Überwiegend kleinere landwirtschaftliche Betriebe brachten den Einwohnern dürftigen Unterhalt. Die „Weinbergstraße“ im ehemaligen Wengertgebiet unserer Gemeinde erinnert daran, dass auch hier einst Wein angebaut wurde.

Die Eisinger Pfarrkirche St. Nikolaus, in welcher sich das Kunstwerk von Tilman Riemenschneider befindet, wurde in den Jahren 1836 bis 1840 neu errichtet. Die alte Pfarrkirche war wegen Baufälligkeit geschlossen worden. In einer Urkunde vom 26.05.1857 bestätigte König Max II. von Bayern Eisingen erneut als Pfarrei, und mit königlicher Genehmigung konnte in den Jahren 1858/59 das Pfarrhaus in Eisingen gebaut werden. Im deutschen Bruderkrieg erlangte es geschichtliche Bedeutung. Die Preußen hatten das Hauptquartier ihrer Mainarmee unter General Manteuffel im Pfarrhaus Eisingen eingerichtet, und hier wurden die ersten Vorverhandlungen für einen Waffenstillstand geführt.

Die wenig einträgliche Landwirtschaft mag Grund dafür sein, dass es in Eisingen bereits 1896 „Berufspendler“ gab. 30 Maurer, zwölf Zimmerleute und 20 Tüncher gingen damals schon nach Würzburg zur Arbeit. Zum langen Arbeitstag von in aller Regel zwölf Stunden kam noch der Fußweg zum Arbeitsplatz und zurück nach Eisingen.

Nach dem 2. Weltkrieg nahm das Dorf mehr und mehr eine Entwicklung zur Wohngemeinde. Die Bevölkerung wuchs sprungartig an. 1968 bis 1971 wurde das St. Josefs-Stift – ein Heim für körperlich und geistig Behinderte – errichtet.

Um den Ansprüchen einer Wohnbevölkerung gerecht zu werden, ging die Gemeinde Eisingen daran, Bildungs- und Freizeitanlagen neu zu errichten. Der St. Nikolaus-Verein als Träger des Kindergartens baute die in den Jahren 1926/28 errichtete „Kinderbewahranstalt“ zu einem modernen Kindergarten mit Vorschuleinrichtung mit einer sehr schön gestalteten Spielanlage aus.

Wie schon erwähnt, stellen die Gemeinde Eisingen und die örtlichen Vereine ihren Alt- und Neubürgern ein vielfältiges Angebot für Freizeit und Hobby zur Verfügung. Weitere Baugebiete wurden ausgewiesen. Die in Eisingen ansässigen gewerblichen Betriebe besitzen einen Ruf weit über die Grenzen Unterfrankens hinaus. Besonders hervorzuheben ist, dass es sich hier durchwegs um umweltfreundliche Unternehmen handelt.

Die lange Geschichte unserer Gemeinde ist stets mitgestaltet von Bürgersinn und echter Bürgerverantwortung. Es ist zu wünschen, dass beides erhalten bleibt, damit unser Ort auch weiterhin seinem Ruf als beliebtes Wohngebiet gerecht wird.

 

Quelle: Ortschronik von Altbürgermeister und Ehrenbürger Erich Bender († 2016)

 

 

Der Deutsche Krieg von 1866 und der Friede von Eisingen

Der Deutsche Krieg von 1866 ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten, obgleich er von weitreichender Bedeutung für die deutsche Geschichte war. Die Rivalität zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft im Deutschen Bund wurde damals endgültig zugunsten Preußens entschiede. Österreich wurde aus Deutschland herausgedrängt. Die Weichen zur Einigung Deutschlands unter preußischer Führung waren damit gestellt.

Gerade Unterfranken wurde von diesem Krieg schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auf dem sog. Mainfeldzug lieferten sich im Juli 1866 preußische Truppen und Soldaten der süddeutschen Verbündeten der Habsburgermonarchie in unserer Region heftige, verlustreiche Gefechte und hinterließen eine Spur der Verwüstung.

Es ist dem Arbeitskreis Deutscher Krieg 1866 zu verdanken, dass nun im Gedenkjahr 2016 an diesen Krieg in zahlreichen Veranstaltungen erinnert wird. Dies geschieht nicht in einer zentralen Gedenk­veranstaltung, sondern an den konkreten Schauplätzen des Krieges entlang den Marschrouten der Armeen. Eingebunden sind deshalb Kommunen der vier Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen. Insbesondere das Gebiet im Westen des Landkreises Würzburg spielte im Mainfeldzug eine bemerkenswerte Rolle, fanden hier doch am 25. und 26. Juli 1866 im Gebiet von Roßbrunn, Uettingen und Helmstadt letzte Gefechte der verfeindeten Truppen statt.

Auszug aus dem Grußwort von Herrn Regierungspräsidenten Dr. Paul Beinhofer

 

 

Mehr dazu in der nachfolgenden Broschüre:

Deutscher Krieg von 1866 (PDF)

 

Der Friede von Eisingen

Eisingen blieb von den Kampfhandlungen weitgehend verschont. In der Friedhofsmauer findet sich die Grabplatte des dort beerdigten Georg Bender aus Würzburg vom 8. Jäger-Bataillon. Das Dorf war insofern wichtig für den Mainfeldzug, da sich im Pfarrhaus vom 27. bis 29. Juli und vom 31. bis 2. August das preußische Hauptquartier mit General von Manteuffel befand, der die Waffenstillstandsverträge mit Bayern, Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt und Nassau, die die Kämpfe in Süddeutschland beendeten, hier unterzeichnete. Die bayerische Unterschrift durch deren Armeeführer Prinz Carl von Bayern, einem Onkel des Königs Ludwig II., erfolgte übrigens etwas später in Kitzingen.