Gespanntes Warten auf den „Blutmond“
Während wir diesen Beitrag posten – 27. September 2015, 18:59 Uhr – geht an unserem Standort gerade der Mond auf. Wie bereits berichtet, erwarten wir heute in der zweiten Nachthälfte eine totale Mondfinsternis. In den nächsten Stunden werden wir auf dieser Seite Informationen und Bilder von unserer Beobachtung veröffentlichen.
19:25 Uhr
Wieso wir mit einem Sonnenuntergang starten? Ganz einfach, ohne unser Zentralgestirn gäbe es weder uns noch eine Mondfinsternis. Sie ist die Lichtquelle, die benötigt wird, um von der Erde einen Schatten zu erzeugen, der die Finsternis bewirkt. An unserem Standort ging die Sonne heute um 19:04 Uhr unter und es war gut, dass wir sie fotografiert haben, denn so stellten wir fest, dass die Uhrzeit an unserer Kamera (Canon EOS 600D) fast eineinhalb Minuten vorging. Das haben wir dann gleich auch korrigiert.
19:45 Uhr
Der Himmel an unserem Standort ist wolkenlos, aber es geht nach wie vor ein auffrischender Wind, begleitet von Winböen. Wegen des Windes empfindet man die 13 °C als kühl. Laut Wetterradar könnte uns in den kommenden Stunden ein Wolkenband erreichen, das Richtung SW zieht. Der Wind war auch der Grund dafür, dass wir heute nicht mit dem Teleskop, sondern mit der Spiegelreflex und einem Teleobjektiv arbeiten werden.
19:59 Uhr
Der Mond steht jetzt gut 8° über dem Osthorizont, eine Stunde nach Mondaufgang. Von unserem Standort aus können wir ihn noch nicht sehen, da Häuser die Sicht verdecken. Es ist dies der größte Vollmond des Jahres und außerdem der größte seit viereinhalb Jahren.
20:09 Uhr
Wir wenden uns dem Westhimmel zu. Die Sicht ist absolut super. Auf unserem Foto ist Arktur zu sehen, Hauptstern im Sternbild Bärenhüter (Bootes). Arktur ist der hellste Stern des Nordhimmels und der dritthellste am gesamten Sternhimmel. Das Besondere an Arktur: Er ist – mit Ausnahme der inneren Antarktis – von allen Kontinenten aus zu sehen.
21:00 Uhr
Das ist er, der Star der Nacht, aufgenommen um 20:35 Uhr. Er ist zu 99,8% beleuchtet, steht rund 15° über dem OSO-Himmel von Eisingen und hat während der Aufnahme laut Berechnung mit Stellarium eine Distanz von 355.248 Kilometer zur Erde. Das sind knapp 30.000 Kilometer weniger, als die mittlere Entfernung, die 384.400 Kilometer beträgt. Die Sicht ist nach wie vor grandios.
21:24 Uhr
Unsere Simulation vom Verlauf anschauen »
02:10 Uhr: Eintritt des Mondes in den Halbschatten
03:07 Uhr: Eintritt des Mondes in den Kernschatten
04:11 Uhr: Beginn der Totalität (Dauer knapp 73 Minuten)
04:47 Uhr: Mitte der Finsternis
05:24 Uhr: Ende der Totalität
06:27 Uhr: Austritt des Mondes aus dem Kernschatten
07:24 Uhr: Austritt des Mondes aus dem Halbschatten
23:00 Uhr
Hier ein weiteres Foto der Vollmondnacht. Nach wie vor ist der Himmel in Eisingen wolkenlos. Wind und Flugverkehr haben merklich nachgelassen. Optimal wäre es, wenn man heute Nacht auf Straßenbeleuchtung verzichtet hätte. Das natürliche Licht ist hell genug. Der helle Stern ganz oben rechts ist Altair (α Aquilae), hellster Stern im Sternbild Adler (Auqila). Zwischen Mond und Altair sieht man Enif (ε Pegasi), den hellsten Stern im Sternbild Pegasus. Er ist ein orangeroter Überriese, ca. 700 Lichtjahre von der Erde entfernt.
01:55 Uhr
Das ist unsere letzte Aufnahme vor der Finsternis, die in 15 Minuten beginnt. Das Foto wurde um 01:33 Uhr aufgenommen. Der Mond steht nun 40° hoch im Süden. Seit etwa einer knappen Stunde ziehen immer wieder Wolkenfelder über den Himmel in Richtung SW. Das macht die Beobachtung nun etwas spannender. Um 02:10 Uhr tritt der Mond in den Halbschatten ein.
02:15 Uhr
Das ist unsere erste Aufnahme zu Beginn der MoFi, eine Minute nach dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten. Mit bloßem Auge und selbst mit dem Feldstecher konnte man noch keine Verdunkelung auf der Mondoberfläche feststellen. Bei weiteren Aufnahmen wenige Minuten später war zumindest auf den Fotos von oben her eine leichte Verdunkelung zu sehen.
03:10 Uhr
Der Mond ist zwischenzeitlich in den Kernschatten eingetreten und zwar um 03:07 Uhr. Unsere Aufnahme entstand unmittelbar vor diesem Zeitpunkt. Die MoFi kann zwischenzeitlich gut mit bloßem Auge am Himmel beobachtet werden. Der Erdschatten bewegt sich merklich von oben nach unten. Nach wie vor ist der Himmel wolkenlos.
04:20 Uhr
Auf unserer Übersichtsaufnahme von 04:14 Uhr ist der Asteroid Vesta zu sehen. Die nur 6 mag helle Vesta ist mit ca. 516 Kilometer mittlerem Durchmesser der zweitgrößte Asteroid und der drittgrößte Himmelskörper im Asteroiden-Hauptgürtel.
04:50 Uhr
Eigentlich sollte in der Zeit von 04:30 Uhr bis 04:37 Uhr die ISS in der Nähe des Mondes vorbeifliegen. Wir hatten uns zumindest darauf eingestellt, den Überflug zu fotografieren. Es war uns aber nicht möglich, die ISS überhaupt am Himmel festzustellen. Dafür haben wir um 04:36 Uhr während der Langzeitbelichtung von 18 Sekunden einen Meteor eingefangen. Vielleicht ist es aber auch ein Flugzeug.
05:10 Uhr
Wir konnten die Mondfinsternis bis 04:45 Uhr in voller Länge beobachten. Der Himmel war während der gesamten Beobachtungszeit frei von Wolken. Mit 7 °C war es recht frisch und wir müssen heute noch auf Arbeit, deshalb brechen wir ab und freuen uns nun auf unser Bettchen. Später werden wir eine schöne Fotostrecke vom Verlauf der Finsternis veröffentlichen. Vorab unser Bild vom Beginn der Totalität um 04:11 Uhr.
Einen „Blutmond“ konnten wir nicht beobachten. Der Mond war während der Totalität eher rostfarben und nicht rot. Unsere Fotos zeigen die Farben so, wie wir sie auch mit bloßem Auge am Himmel haben sehen können. Unterhalb des Mare Crisium konnte man außerdem eine auffällige Blaufärbung erkennen.