80. Jahrestag der Zerstörung der Würzburger Residenz
„Die Residenz Würzburg in Unterfranken ist eines der prächtigsten Schlösser Bayerns und ein Meisterwerk barocker Architektur! Vor 80 Jahren, am 16. März 1945, wurde die ehemalige Residenz der Würzburger Fürstbischöfe bei einem Luftangriff der Alliierten auf die Stadt Würzburg nahezu vollständig zerstört. Nur das Herzstück der Residenz mit der großartigen Raumfolge Balthasar Neumanns und den weltberühmten Fresken Giovanni Battista Tiepolos überstand dieses dramatische Ereignis. Bereits 1945 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, 1987 wurde er mit der aufwendigen Rekonstruktion des Spiegelkabinetts abgeschlossen. Die Residenz erstrahlt in neuem alten Glanz – eine kunsthandwerkliche Meisterleistung aller Beteiligten! 1981 wurde die Residenz Würzburg mit Hofgarten und Residenzplatz in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen – eine außergewöhnliche Anerkennung des kulturellen Erbes Bayern! Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schlösserverwaltung, die sich mit Hingabe und Engagement für den Erhalt dieses bedeutenden Kulturguts einsetzen!“, teilt Finanz- und Heimatminister Albert Füracker anlässlich des 80. Jahrestags der Zerstörung der Residenz Würzburg am 16. März mit.
Bei dem verehrenden Luftangriff am 16. März 1945 zerstörten herabstürzende brennende Dachbalken die Residenz Würzburg nahezu vollständig. Auch das einzigartige Spiegelkabinett mit seinen Hinterglasmalereien versehenen Spiegelscheiben, die eine kleine, farbenprächtige Phantasiewelt bildeten, blieb nicht erhalten. Das unter Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn 1745 geschaffene Spiegelkabinett galt im Rahmen des Wiederaufbaus durch die Bayerische Schlösserverwaltung aufgrund seiner komplizierten Herstellungstechnik und der kunstvollen Hinterglasbilder zunächst als nicht rekonstruierbar. Erst 1978 startete die Rekonstruktion unter Mitwirkung des Würzburger Künstlers Wolfgang Lenz. Die Bayerische Schlösserverwaltung blickt anlässlich des 80. Gedenktags am Sonntag, 16. März 2025, mit Themenführungen auf die jüngere Geschichte der Residenz, den Bombenangriff aus 1945 und den folgenden Wiederaufbau zurück. Weitere Informationen und Anmeldungen zu finden unter https://www.residenz-wuerzburg.de
Im Rahmen der Sonderausstellung „Wolfgang Lenz – Phantastische Orte“ zu Ehren des 100. Geburtstags des Künstlers und als Kooperation mit dem Kulturspeicher der Stadt Würzburg und dem Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg präsentiert die Bayerische Schlösserverwaltung in der Residenz Würzburg von Samstag, 15. März 2025, bis Sonntag, 15. Juni 2025, Hinterglasbilder, Vorzeichnungen und Probespiegelscheiben von Wolfgang Lenz zum Spiegelkabinett.
Weiterführende Links: www.residenz-wuerzburg.de
Quelle: Bayerisches Staatsministerium der Finanzen und für Heimat – PM vom 13.03.2025
16. März – ein Tag der Trauer, aber auch der Hoffnung
„Der 16. März ist ein Tag der tiefen Trauer, ein Tag des stillen Gedenkens an das unsägliche Leid, das der Krieg und die NS-Diktatur über unsere Stadt und ihre Bevölkerung gebracht hat“, betont Oberbürgermeister Christian Schuchardt anlässlich der Kranzniederlegung am Mahnmal 16. März am Hauptfriedhof.
Vor 80 Jahren – am 16. März 1945 – wurde Würzburg in Folge des deutschen Angriffskrieges innerhalb von 20 Minuten bei einem Bombenangriff in Schutt und Asche gelegt. Über 3.500 Menschen starben in dieser Nacht. Viele von ihnen sind am Mahnmal vor dem Hauptfriedhof, das auch ihre Namen aufführt, begraben.
„Würzburg erlitt durch die Zerstörung unsägliches Leid“, so Schuchardt. Doch aus den Trümmern sei neuer Mut und neuer Lebenswille entstanden. Die Menschen packten vor 80 Jahren gemeinsam an, um ihre Stadt wieder aufzubauen. „Das Wichtigste war, dass sie zusammenhielten und sich die Hoffnung nicht haben nehmen lassen. Der Wille zum Neuanfang, diese Solidarität und dieser unerschütterliche Glaube an die Zukunft sollten uns auch heute inspirieren“, so Schuchardt.
Doch auch heute, 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, sind Krieg und Gewalt nicht aus der Welt verschwunden, erinnert Schuchardt an die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Wobei Schuchardt betont, dass die Europäische Union und damit auch Deutschland seit nunmehr 80 Jahren ein Garant für den Frieden seien.
Der 16. März sei aber nicht nur ein Tag der Trauer, sondern auch ein Tag der Versöhnung und Hoffnung. Schließlich gehe es nicht nur darum, die Vergangenheit zu bewahren, sondern auch darum, aus ihr zu lernen und eine Brücke in unsere Zeit zu schlagen.
Deswegen begrüße er auch die Ökumenische Nagelkreuzinitiative, die mit ihrem Versöhnungsweg ein hell leuchtendes Zeichen für Frieden und Verständigung setze. Der Weg zum Matthias-Ehrenfried-Haus führt in diesem Jahr über den DenkOrt Deportationen am Hauptbahnhof, der an die Verfolgung und Ermordung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger im Dritten Reich erinnert: „Es ist unsere Pflicht, auch heute immer wieder an deren Opfer zu erinnern, ihre Schicksale wachzuhalten und gegen jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung aufzustehen,“ so Schuchardt.
An die Kranzniederlegung schloss sich nahtlos der Versöhnungsweg der Ökumenischen Nagelkreuzinitiative an.
Quelle: Stadt Würzburg – PM vom 16.03.2025
Würzburg gedachte am Schicksalstag gemeinsam mit internationalen Freunden
Würzburg gedachte zum 80. Mal der schwärzesten Nacht der Stadtgeschichte. Am 16. März 1945 starben über 3.500 Menschen durch die Bombardierung der Royal Airforce und im anschließenden Feuersturm. 90 Prozent der Innenstadt wurden zerstört. Oberbürgermeister Christian Schuchardt und weitere Redner sorgten für die Einordnung dieses Tages: Auch in diesen Stunden dürfe man nicht vergessen, dass die Zerstörung per Luftkrieg eine deutsche Erfindung war: „Mit Luftschiffen im Ersten Weltkrieg oder dem Angriff von oben im Spanischen Bürgerkrieg auf Guernica im April 1937 durch deutsche Kampfflugzeuge. Bei der Bombardierung von Warschau, Rotterdam und Coventry waren es ebenso die Deutschen, die begonnen hatten.“
Die zerbombten Städte und zivilen Opfer des Zweiten Weltkriegs sind über ganz Europa verteilt und insofern war die Besonderheit des Abends, dass er von den einst verfeindeten Nationen gemeinsam gestaltetet wurde. Schuchardt erinnerte daran, dass im vergangenen Jahr eine Würzburger Delegation beim 80. D-Day-Jubiläum in der Normandie auf die wenigen noch lebenden Veteranen traf. Nun war Dean Ekberg, der Vorsitzende des Würzburg-Rochester Sister Cities Committee aus Rochester (USA) angereist. Für Bürgermeisterin Iryna Chebeliuk aus der Freundschaftsstadt Lutsk sind die Bilder einer schwer zerstörten Stadt nicht nur der Blick in die Geschichte: „Diese Tragödie ist eine schmerzliche Erinnerung an die Schrecken des Krieges und die zerstörerische Kraft der Aggression. Sie spiegelt das wider, was die Ukraine heute erlebt. Unsere Städte, wie Mariupol, Charkiw und Butscha, wurden stark zerstört, und Tausende Zivilisten haben ihr Leben verloren.“
Seit drei Jahren tobt wieder ein Krieg mitten in Europa, auch für Staatssekretär Sandro Kirchner, der für die Bayerische Staatsregierung sprach, eine bittere Erfahrung. Den Krieg zerstöre alles. Auch wer den Krieg überlebe, sei für immer ein anderer. Nicht nur mit den Toten und den zerstörten Haushalten musste die Bevölkerung fertig werden. Der Verlust an Kulturgütern und fränkischer Identität schmerzte zusätzlich. Kirchner würdigte die Herkulesaufgabe beim Wiederaufbau – hier sprach er die anwesenden Trümmerfrauen Rosine Eckardt, Rita Schwarz, Martha Nüsslein und Trümmermann Walter Gessner direkt an. Neben dem Wiederaufbau von Gebäuden, Straßen und Plätzen leiste Würzburg aber auch Vorbildliches in nun acht Jahrzehnten Versöhnungsarbeit.
Und so waren noch weitere internationale Gäste im Ratssaal. Für die Stadt Bray und den County Wicklow waren Stadtrat Malachi Duddy und Stadträtin Luise Fenlonj Gaskin mit ihrer Tochter angereist. Es sei wichtig, die Erfahrung des enormen Verlusts einer Generation, wie auch die unglaubliche Stärke und Widerstandskraft der Menschen dieser Stadt zu würdigen und die Erinnerung an diese Leistungen an junge Menschen weiterzugeben.
Die Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse des Vinzentinums Würzburg setzten sich in diesem Jahr intensiv und künstlerisch mit dem 16. März auseinander. Sie verarbeiteten den Schicksalstag in einer Tanzperformance, die das Programm bereicherte. Klassenlehrer und Tanzpädagoge Dominik Blank hatte mit den an diesem Abend komplett schwarz gekleideten Jugendlichen Szenen entwickelt, die sich etwa mit Gleichschaltung, Krieg, Führerkult (Charisma), aber auch Zivilcourage und Wiederaufbau beschäftigten. Die 23 Tänzerinnen und Tänzer bekamen großen Applaus für diesen leidenschaftlichen Zugang zur Geschichte ab 1933, der ganz ohne Worte auskam.
Insgesamt spielen beim Gedenken an den 16. März künstlerische Annäherungen und Verarbeitungen immer eine große Rolle. Die musikalische Umrahmung im Ratssaal steuerte Johannes Engels‘ Quadro Comodo bei. Ein weiteres Konzert im Dom oder auch die Bilder von Wolfgang Lenz an drei Orten gehörten ebenso zum umfangreichen Programm. Und eine besondere Erwähnung hat sich auch noch die Partnerstadt Dundee in Schottland verdient. In diesem Fall war keine Delegation nach Würzburg gereist, doch man sendete genau zeitgleich zum Würzburger Mahnläuten der Würzburger Kirchenglocken von 21:20 bis 21:40 (MEZ) ab 8:40pm (GMT) ein Lamento, gespielt von einem jungen Piper – also einem Dudelsackbläser – nach Germany. Die Dundee-Würzburg Twinning Association (DWTA) organisierte diese Solidaritätsadresse und Lynn Notthegger, die heute mit ihrer Familie in Würzburg lebt, hatte dazu auf ihrem Blog saltandcaramel.com für ihre Landsleute auch noch ein kleines historisches Dossier zusammengestellt.
Quelle: Stadt Würzburg – PM vom 18.03.2025

