Feuerkugel (Bolid) am 12. August 2014 um 22:47 Uhr am Osthimmel

Feuerkugel am Nachthimmel

Am 12. August 2014 konnten wir kurz nach 22:45 Uhr von unserer Terrasse aus eine farbenprächtige Feuerkugel beobachten und fotografieren. Während die Sternschnuppen (Meteore) in nur Bruchteilen von Sekunden über den Himmel huschten, war der Bolid knapp drei Sekunden sichtbar.

Langsam zerfiel das prächtige Objekt in bunten Farben, ähnlich einer Silvesterrakete, in der Erdatmosphäre. Auf dem Foto zeigt sich dieses Ereignis wegen der Langzeitbelichtung als bunte, sehr helle Leuchtspur.

In der Zeit vom 17. Juli bis zum 28. August sind die Perseiden vereinzelt zu sehen, vor allem aber zwischen dem 10. und dem 14. August tummeln sich alljährlich besonders viele der vermeintlichen Glücksbringer am nächtlichen Sternenhimmel. In der Nacht vom 12. auf 13. August erreicht der alljährlich wiederkehrende Auftritt der Sternschnuppen der Perseiden sein Aktivitätsmaximum.

Feuerkugeln über Unterfranken – insgesamt sieben Sichtungen gemeldet

Am 15.03.2015 teilte die Integrierte Leitstelle (ILS) Bayerischer Untermain um 21:00 Uhr der Einsatzzentrale beim PP Unterfranken über Notruf zwei Sichtungen einer Art Feuerkugel im Bereich des Hafens in Aschaffenburg mit, die aufmerksame Beobachter dort mitgeteilt hatten. Es wurde sogar davon gesprochen, dass ein Flugkörper abgestürzt sein könnte. Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei machten sich sofort auf den Weg, konnten vor Ort aber nichts weiter feststellen.

Interessant dann zwei Beobachtungen aus Mainfranken: Um 20:45 Uhr wurde in Höchberg im Lkr. Würzburg eine Leuchterscheinung in Richtung Kist (Süden) festgestellt und nahezu zeitgleich in Helmitzheim im Lkr. Kitzingen eine Feuererscheinung, die ebenfalls Richtung Süden geflogen und später verglüht sei.

Diese vier Sichtungen passen zu Beobachtungen, die Minuten später in der Schweiz festgestellt wurden. Dort wird im Internet auch von einem Meteoriteneinschlag berichtet.

Drei weitere Beobachtungen von auffallenden Lichterscheinungen gab es aus dem Bereich Schweinfurt. Zwei Streifenbesatzungen der PI Schweinfurt haben um 21:30 Uhr in Zell bei Üchtelhausen im Lkr. Schweinfurt eine weiße Kugel langsam in südöstliche Richtung fliegen sehen. Um 21:15 Uhr wurde eine ähnliche Sichtung aus Schwemmelsbach im Lkr. Schweinfurt gemeldet, und kurz darauf teilte ein Journalist der Einsatzzentrale beim PP Unterfranken über Handy mit, dass eine Bekannte auf der A 7 bei Schweinfurt eine Lichterscheinung am Himmel wahrgenommen hatte, die sie sich nicht erklären konnte.

Alle diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass es sich bei den in Unterfranken beobachteten Lichterscheinungen am Nachthimmel nicht um den Unfall eines irdischen Flugkörpers gehandelt hat, sondern dass wahrscheinlich mindestens zwei Feuerkugeln – so genannte Boliden – sich von Norden in Richtung Süden bewegt haben und möglicher Weise in den Alpenländern Österreich / Schweiz niedergegangen sind. Über Schäden in Unterfranken liegen der Polizei keine Erkenntnisse vor.

Quelle: Polizeipräsidium Unterfranken – PM vom 16. März 2015

DLR zum Meteoritenfall am 15. März 2015

Die Erde ist einem ständigen Bombardement von kleinen und großen kosmischen Körpern, den sogenannten „Meteoroiden“, ausgesetzt. Pro Jahr regnen tausende Tonnen dieser Materie aus dem Weltall auf die Erdatmosphäre herab. Nur sehr selten kommt es vor, dass ein außerirdischer Festkörper als sogenannter „Meteorit“ den Boden erreicht, der zuvor als leuchtende Feuerkugel seine Bahn über den Himmel zieht. Die meiste Substanz dieser Körper geht durch Abrieb infolge der hohen Geschwindigkeit in der Hochatmosphäre verloren. Mit den Meteorkameras des Feuerkugelnetzes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) kann die Bahn solcher Meteoroiden aus mehreren Richtungen erfasst und im Idealfall deren Herkunftsregion sowie der Ort eines möglichen Meteoritenfalls rekonstruiert werden – so auch für den Meteoriten, der am 15. März 2015 am Himmel zu sehen war und dessen Bruchstücke den Berechnungen nach in der Schweiz auftrafen.

Zahlreiche Augenzeugen beobachteten am 15. März gegen 20.44 Uhr mitteleuropäischer Zeit einen auffallend hellen Meteor von grüner Farbe über Südwestdeutschland und der Schweiz. Diese Feuerkugel ist von sieben fotografischen Meteoritenüberwachungsstationen des DLR registriert worden. Erfolgreich waren die Kameras 43 Öhringen, 87 Gernsbach, 45 Streitheim und 42 Neukirch, sowie 88 Oberreith, 73 Neroth und 40 Grevels. „Gemeinsam mit einer Gruppe internationaler Kollegen ist es uns gelungen, die Flugbahn der Feuerkugel durch die Atmosphäre zu rekonstruieren und den Niedergang von Meteoriten in der Schweiz einzugrenzen“, erläutert Prof. Jürgen Oberst vom DLR-Institut für Planetenforschung.

Flach und schnell – mit 78.000 Stundenkilometern – durch die Hochatmosphäre

Die Bahn der Feuerkugel wurde von den DLR-Stationen erstmals um 20.44.08 Uhr mitteleuropäischer Zeit in 86,3 Kilometer Höhe erfasst, nördlich von Welzheim im Schwäbischen Wald (Baden-Württemberg). Durch die Meteorkameras des DLR-Feuerkugelnetzes konnte die Eintrittsgeschwindigkeit des Meteoroiden in die Erdatmosphäre präzise bestimmt werden: Sie betrug 21,6 Kilometer pro Sekunde, das entspricht etwa 78.000 Kilometern in der Stunde. Die Bahnspur des Meteors verlief mit einer Neigung von nur 13,6 Grad gegen die Horizontale sehr flach. Bei seinem Leuchtflug von knapp 16 Sekunden Dauer und 300 Kilometer Länge mit einem Azimut von 195,2 Grad, also fast genau von Nord nach Süd, raste der Meteoroid über den westlichen Teil des Bodensees und bewegte sich weiter über Schweizer Gebiet. Das Helligkeitsmaximum dürfte die Feuerkugel in rund 42,5 Kilometer Höhe über dem östlichsten Zipfel des Zürichsees erreicht haben. Hier und an einigen weiteren Punkten der Bahn ist der Meteoroid in kleinere Teile zerbrochen. Für die DLR-Kameras ist die Feuerkugel dann am Südhorizont verschwunden.

Meteoritenbruchstücke im Hochgebirge der Schweiz

Die tiefste Registrierung erfolgte in 29,9 Kilometer Höhe über Tujetsch im Schweizer Kanton Graubünden. Zudem wurde die Leuchtspur der Feuerkugel auch von einigen Videokameras und Webcams erfasst. Ein Amateurastronom aus Stappenbach in Oberfranken fotografierte den Meteor zufällig mit einem Teleobjektiv sogar schon zwei Sekunden früher als die erste DLR-Kamera, in 96,3 Kilometer Höhe. „Nach den Ergebnissen der Auswertung kam es offensichtlich bei diesem Meteor-Ereignis zu einem Meteoritenfall“, sagt DLR-Wissenschaftler Jürgen Oberst. „Aus der geringen Abbremsung des Objekts über die Länge der atmosphärischen Wegstrecke kann man schließen, dass der Körper eine Anfangsmasse von mehr als 100 Kilogramm gehabt haben muss.“ Davon sind durch Ablation des Meteoroiden nur wenige Kilogramm am Boden angekommen. Wertvolle Hinweise über die Anzahl der Fragmentierungen lieferten Schweizer Erdbebenstationen, die den Knall beim Zerbersten der Feuerkugel registrierten.

Perfekte Zeit für Meteoritensuche

Das mutmaßliche Streufeld, in dem die Meteoriten gelandet sind, ist aufgrund des sehr flachen Eintrittswinkels und des mehrfachen Zerbrechens des Körpers sowie durch Einfluss starker Höhenwinde etwa 30 Kilometer lang und rund vier Kilometer breit. Es erstreckt sich über Hochgebirgsregionen in den Schweizer Kantonen Schwyz, Uri, Graubünden und Tessin. Spontane Meteoritenfunde sind zwar extreme Glücksfälle, ganz aussichtslos sind Bemühungen allerdings in diesem Fall nicht: „Wenn man sich Zeit nimmt und das Gelände systematisch absucht, sind die Chancen für einen Fund gar nicht so schlecht und jetzt ist die perfekte Zeit für eine Meteoritensuche“, erklärt DLR-Planetenforscher Oberst.

Dieser Fall erinnert an die große Feuerkugel vom 6. April 2002, die aus Tirol kommend ihr Ende über dem bayerischen „Märchenschloss“ Neuschwanstein nahm und ebenfalls aufgrund bester Beobachtungsbedingungen von mehreren DLR-Stationen aufgezeichnet wurde. Damals konnte der Fallort auf etwa drei Quadratkilometer eingegrenzt werden – 2002 und 2003 wurden dort tatsächlich drei größere Meteoriten geborgen. Dadurch, dass der aktuelle Meteorit in den frühen Abendstunden des 15. März 2015 über das Voralpenland und die Schweiz hinweg zog, wurden wie bei „Neuschwanstein“ viele Menschen zufällig Zeugen dieses seltenen Phänomens.

Außergewöhnliche Bahn des Meteoroiden

Durch die präzise Bestimmung von Positionen und Geschwindigkeiten konnte in diesem Fall auch die heliozentrische Umlaufbahn des Meteoroiden ermittelt werden. Im Gegensatz zu den meisten Bahnen, deren Ellipsen bis in den Asteroidengürtel reichen, bewegte sich der Meteoroid vom 15. März 2015 auf einem fast kreisförmigen Orbit vom sogenannten Aten-Typ, der nahezu komplett innerhalb der Erdbahn liegt. Die Auswertung der Daten gründen sich auf Vermessungen und Berechnungen von Dieter Heinlein vom DLR-Feuerkugelnetz und Karl Wimmer vom Nördlinger RiesKraterMuseum; unterstützt wurden die Auswertungen von Maria Gritsevich, Esko Lyytinen und Florian Schweidler.

Über das Feuerkugelnetz

Das Europäische Feuerkugelnetz wird gemeinsam von dem DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin und dem Observatorium Ondrejov in Prag betreut. 25 Kamerastationen in Deutschland, der Tschechischen Republik, Österreich und Luxemburg decken insgesamt eine Fläche von einer Million Quadratkilometern ab.

Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) – PM vom 11. August 2015