Polarlichtnacht in Eisingen am 11. Mai 2024

AR 3664 sorgt für Polarlichtnacht in Mainfranken

Wer geglaubt hat, dass Polarlicht nur in hohen Breiten auftreten kann, der wurde am 10./11. Mai 2024 eines Besseren belehrt. Die Sonnenfleckengruppe AR 3664 – mit geschätzter 16-facher Erdgröße – war die Ursache für eine spektakuläre Polarlichtnacht in Mainfranken. Vor lauter Vatertag am Donnerstag und Gartenarbeiten am Freitag hätten wir das Schauspiel fast verpasst, wenn wir nachts nicht auf die Tagesthemen umgeschaltet hätten. Am Ende der Tagesthemen am 10. Mai 2024 um 22:20 Uhr hatte der ARD-Meteorologe Sven Plöger ein Foto von 22:10 Uhr mit Polarlichtern aus Kärnten in Österreich gezeigt. Das war für uns der Grund, dass wir mal kurz zur Haustür hinaus, Richtung Norden geschaut haben. Nach wenigen Minuten hatten sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt und wir konnten rote Schleier am Himmel sehen. Schnell bauten wir unser Fotostativ auf, montierten die Kamera mit Weitwinkelobjektiv und machten am wolkenlosen, klaren Nachthimmel unsere ersten Bilder von dem Himmelsschauspiel.

YouTube Video

Video vom 10./11.05.2024 mit Bildmaterial von Artur Schmitt

Nie zuvor hatten wir Polarlichter selbst gesehen, geschweige denn fotografiert. Das war für uns absolutes Neuland. Aber unser Wissen um die Astrofotografie half uns dabei, dass uns die Polarlicht-Aufnahmen gut gelangen. Alle Fotos haben wir in unserem Garten in Eisingen in Unterfranken aufgenommen. Während das Polarlicht in der ersten Nachthälfte nur Richtung Norden zu sehen war, konnten wir in der zweiten Nachthälfte die Lichtspiele am gesamten Eisinger Nachthimmel bewundern.

Bildergalerie vom 10. und 11. Mai 2024

Zu unregelmäßigen Zeiten veröffentlichen wir hier im Blog unsere Bilder zur Sonnenfleckenaktivität. Die Fotos haben wir dieses Mal als Einzelbilder mit einer Canon EOS R6 über unser 8-Zoll Meade-Teleskop aufgenommen.

Begriff Polarlicht

Das Polarlicht ist eine Leuchterscheinung durch angeregte Stickstoff- und Sauerstoffatome der Hochatmosphäre, also ein Elektrometeor. Das rote Licht entsteht in ungefähr 250 Kilometer Höhe, das grüne Licht in etwa 120 Kilometer Höhe. In unseren Breiten sind Polarlichter meist rötlich, aber bei starken geomagnetischen Störungen können auch andere Farben wie z.B. ein intensives Violett auftreten. Blau bis Violett entsteht durch die Anregung von Stickstoffatomen. Hierfür ist aber sehr viel Energie nötig und deshalb erscheinen blaue Polarlichter selten. Das Polarlicht wird wissenschaftlich Aurora borealis als Nordlicht auf der Nordhalbkugel und Aurora australis als Südlicht auf der Südhalbkugel bezeichnet.

Was war die Ursache für das Polarlicht?

Am 8. Mai 2024 ereignete sich um 07:00 Uhr (05:00 UTC) ein Flare der Klasse X1.0 zentral auf der Sonnenoberfläche. Auf SOHO LASCO C3 war ein Full-Halo CME zu erkennen. Dieser war erdgerichtet und traf ca. 2 Tage später auf der Erde ein. Sein Ursprung war die Sonnenfleckengruppe AR 3664, die sich aus 58 Einzelflecken zusammensetzte und geschätzte 16-fache Erdgröße hatte. In der Nacht kam es zu weiteren Flares. Am Morgen des 9. Mai waren mindestens 3 Full-Halo CMEs auf LASCO C3 zu erkennen. Der erste CME vom 8. Mai hatte am 10. Mai um 18:45 Uhr (16:45 UTC) das Magnetfeld der Erde erreicht. Der Bz-Wert betrug -45 nT, ein sehr guter Wert. Der CME sorgte in der Nacht vom 10. auf 11. Mai für die phantastischen Polarlichter über Mainfranken.

Was bedeutet Bz-Wert?

Der Bz-Wert ist eine Kenngröße für die Magnetfeldstärke des interplanetaren Magnetfelds in Richtung der Z-Achse und wird in Nanotesla (nT) angegeben. Je geringer (negativ) der Wert ist, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten von Polarlicht in Deutschland.

Was bedeutet CME?

CME ist die englische Abkürzung für Coronal Mass Ejection. KMA (eng. CME) steht für koronaler Massenauswurf (engl. Coronal Mass Ejection) und ist eine Teilchenwolke, die aus Protonen, Elektronen, Röntgen- und Gammastrahlung besteht. Die Teilchenwolke entsteht aufgrund von Flares oder Filamenteruptionen. Trifft ein KMA auf die Erde, können helle Polarlichter entstehen.

Die Aktivität der Sonne nimmt seit Ende 2019 wieder zu

Aufgrund der zunehmenden Sonnenaktivität werden Teilchen- und Strahlungsausbrüche stärker. Alleine die sichtbare Anzahl der Sonnenflecken und ihre Größe erlauben uns auf einfache Weise die Bestimmung, ob wir uns in einem Minimum oder Maximum befinden. Der 25. Sonnenzyklus hat im Dezember 2019 begonnen. Seither wurde eine deutlich größere Aktivität der Sonne festgestellt als eigentlich vorher angenommen. Im März 2022 gab es zum Beispiel mit rund 70 sogenannten Sonnenflecken etwa doppelt so viele, als erwartet. Daraus folgten laut NASA 146 Sonneneruptionen. Experten erwarten das Maximum des 11-Jahres-Zyklus der Sonne daher im Jahr 2025.

Externe Quellen

Ausführliche Informationen zur aktuellen Sonnenfleckenaktivität bietet die Webseite Sonnenfleckenregionen der Website SpaceWeatherLive.com. Eine täglich wechselnde Aufnahme der Sonnenflecken kann man auf der Webseite Sunspots der NASA-Website Soho anschauen. Eine Polarlichtvorhersage für Deutschland gibt es → hier.