Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am 25. Oktober 2024 um 19:45 Uhr unterhalb Sommer-Bienenkorb-Haufen (Poseidons Dreizack-Haufen, Schwarzschwalbenschwanz-Haufen), IC 4665, Cr 349, Mel 179 (Bezeichnungen aus Stellarium).

Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) über Mainfranken

Zwischen dem 11. und dem 25. Oktober 2025 konnte man in Mainfranken bei günstigen Sichtverhältnissen mit bloßem Auge wieder einmal einen Kometen am Abendhimmel sehen. Das Medieninteresse an dem Kometen war anfangs recht groß. Teilweise wurde von einem Jahrhundert-Kometen gesprochen. Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) sollte in den nördlichen Breiten so hell werden, wie zuletzt Komet C/1995 O1 (Hale-Bopp) im Jahr 1997. Unsere Beobachtungen konnten das aber nicht bestätigen. Hale-Bopp ist uns als wesentlich hellerer Komet noch gut in Erinnerung.

Titelbild: Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am 25. Oktober 2024 um 19:45 Uhr unterhalb des offenen Sternhaufens IC 4665 (Sommer-Bienenkorb-Haufen) am Westhimmel von Eisingen in Unterfranken. IC 4665 ist ein offener Sternhaufen vom Typ III2p im Sternbild Schlangenträger. Seine scheinbare Helligkeit beträgt 4,2 mag. Seine Entfernung zu unserem Sonnensystem beträgt etwa 1.100 Lichtjahre. Das Objekt wurde im Jahr 1745 von Phillippe de Chéseaux entdeckt.

Unsere Beobachtungen

Beginnend am 11. Oktober 2024 haben wir insgesamt 14 Tage lang Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) fotografisch von Eisingen aus begleitet. Unsere erste Sichtung am Freitag, 11. Oktober, war für uns zunächst einmal recht ernüchternd. Ohne unser Hintergrundwissen und ohne Fernglas hätten wir rein gar nichts vom Kometen gesehen. Am 12. Oktober war es an unserem Beobachtungsort dicht bewölkt und eine Kometenbeobachtung nicht möglich. Auch bei unserer zweiten Beobachtung am 13. Oktober war es abends bewölkt. Dieses Mal gelangen uns aber mit viel Geduld zahlreiche Aufnahmen des Kometen zwischen Wolken. Ähnlich war es bei unserer dritten Beobachtung am 16. Oktober. Auch unsere vierte Beobachtung am 17. Oktober war wegen der vielen Wolken abermals eine echte Herausforderung. Ausgewählte Fotos unserer weiteren Beobachtungen findest du → hier.

Entdeckung

Der Komet, den man zunächst für einen Asteroiden hielt, wurde am 22. Februar 2023 vom Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System (ATLAS) in Südafrika als Komet bestätigt und bereits einige Wochen zuvor, nämlich am 9. Januar 2023 auf Teleskopaufnahmen am Tsuchinshan-Observatorium in China (Purple Mountain Observatory der Chinesischen Akademie der Wissenschaften) entdeckt. Aufgrund der unabhängigen Beobachtungen umfasst die offizielle Bezeichnung sowohl Tsuchinshan als auch ATLAS.

Umlaufbahn

Komet C/2023 A3 zeigt eine retrograde Umlaufbahn, das heißt, er bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung der meisten großen Objekte im Sonnensystem. Die Umlaufbahn ist parabelförmig mit einer Periheldistanz von 0,39 Astronomischen Einheiten (AE). 1 AE ist die mittlere Entfernung der Erde von der Sonne. Sie beträgt 149.597.870 Kilometer. Den sonnennächsten Punkt (Perihel) hat Komet C/2023 A3 bereits am 27. September 2024 durchlaufen, er war dann noch etwa 58,6 Mio. Kilometer von der Sonne entfernt und bewegte sich im Bereich der Umlaufbahn des Merkur.

Beobachtung am Ost- und Westhimmel

Ende September bis Anfang Oktober 2024 stand Komet C/2023 A3 unmittelbar vor Sonnenaufgang am Morgenhimmel tief über dem Osthorizont. Seine Position relativ zur Sonne war jedoch für den deutschen Sprachraum so ungünstig, dass der Komet im horizontnahen Dunst nicht sichtbar war. Beobachter auf der Südhalbkugel der Erde, im Mittelmeerraum, aber auch auf den Kanarischen Inseln waren hier im Vorteil.

Am 11. Oktober tauchte Komet C/2023 A3 erstmals zwischen Wolken in der Abenddämmerung am westlichen Horizont von Eisingen auf. Am 13. Oktober war außerdem der Zeitpunkt seiner größten Annäherung an die Erde: rund 70,724 Mio. Kilometer. Um den Kometen gut sehen zu können, brauchte man in den ersten Tagen neben einem dunklen Himmel eine perfekte Horizontsicht. Ländliche Gebiete oder Bergregionen mit einem tiefen Blick nach Westen sind dazu ideal. In Städten ist die Sicht wegen der Lichtverschmutzung entsprechend schlechter.

Die beste Sichtbarkeit hätte sich sicherlich am 12. und 13. Oktober ergeben, als der Komet der Erde mit einem Abstand von 0.47 AE am nächsten stand. Ausgerechnet diese beiden Tage waren bei uns aber recht bewölkt und störten die Beobachtung erheblich. In den folgenden Tagen stieg der Komet rasch höher und wechselte vom Sternbild Jungfrau ins Sternbild Schlange. Da er sich täglich mehr von der Sonne entfernte, verblasste er schnell. So etwa um den 25. Oktober endete die Sichtbarkeit mit dem bloßem Auge. Selbst bei optimalen Beobachtungsbedingungen war Komet C/2023 A3 dann nur noch mit optischen Hilfsmitteln zu sehen.

Aufsuchkarte für den Kometen C/2023 A3 ab 24. Oktober 2024

Unsere erste Beobachtung am 11. Oktober 2024

Am Abend des 11. Oktober 2024 haben wir von unserem Garten aus das erste Mal Ausschau nach dem Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) gehalten. Es war zwar recht klar, aber die Wolken am Westhimmel von Eisingen erschwerten lange Zeit die Sicht auf den Kometen. Zum Auffinden haben wir uns zunächst an der Venus orientiert und von ihr aus mit dem Fernglas den Westhorizont abgesucht. Um 19:25 Uhr haben wir den Kometen dann erstmals im Fernglas entdeckt und kurz darauf fotografiert. Der Anblick war ernüchternd. Nach Jahrhundertkomet sah dieses kleine, verschwommene Ding ganz und gar nicht aus.

Unsere zweite Beobachtung am 13. Oktober 2024

Am Abend des 13. Oktober 2024 gab es am Westhimmel von Eisingen wieder jede Menge Wolken. Da hieß es Geduld haben und den richtigen Moment abwarten. Die Orientierung an anderen Himmelsobjekten funktionierte dieses Mal nicht. Ab 19:30 Uhr haben wir den Westhimmel mit dem Fernglas so lange abgesucht, bis wir um 19:44 Uhr zwischen den Wolken einen Lichtfleck entdeckten, den wir richtiger Weise für einen kleinen Ausschnitt des Kometenschweifs hielten. Bis 20:13 Uhr haben wir zahlreiche Fotos aufgenommen, von denen wir nachfolgend eine kleine Auswahl zeigen. Ohne Wolken wäre Komet C/2023 A3 ganz leicht mit bloßem Auge zu sehen gewesen. Obwohl uns nicht eine Aufnahme des Kometen ganz ohne Wolken gelang, so ist doch zu sehen, wie riesig sein Schweif gerade ist.

Unsere dritte Beobachtung am 16. Oktober 2024

Am Abend des 16. Oktober 2024 war es wie bei unseren vorherigen Beobachtungen abermals bewölkt. Kurz nach 20:30 Uhr konnten wir dann aber einige Wolkenlücken erkennen, die kurzfristig eine Beobachtung des Kometen zuließen. Ohne Fernglas hätten wir keine Chance gehabt, den Kometen zu sehen. Zu allem Übel fing es während unserer Beobachtung in unserem Garten in Eisingen dann auch noch an zu regnen. Mit den unter diesen Umständen gewonnenen Aufnahmen sind wir aber trotzdem zufrieden. Der Komet befand sich während unserer Beobachtung im Sternbild Schlange. Sein Schweif lag zwischen dem Stern Nasak Yamani II (ε Serpentis, Epsilon Serpentis, 3,70 mag), links vom Schweif und dem Hauptstern des Sternbildes Schlange, Unukalhai (α Serpentis, Alpha Serpentis, 2,60 mag), rechts davon.

Unsere vierte Beobachtung am 17. Oktober 2024

Unsere vierte Beobachtung war nicht weniger kompliziert, als die drei vorherigen. Im Gegenteil, sie hat uns fast an die Grenzen unserer Geduld gebracht. Dieses Mal haben wir auf der Anhöhe zwischen der BAB A3 bei Kist und Eisingen fotografiert, weg vom mehr oder weniger übertriebenen und mitunter schon extrem störenden Licht der künstlich beleuchteten Gärten und Gebäude unserer Nachbarn. Um 19:14 Uhr haben wir uns zunächst den in den Medien wieder als Supermond angekündigten Vollmond angeschaut, der eigentlich wie jeder andere Vollmond ausgeschaut hat. An der Stelle, an der wir den Kometen vermuteten, zogen zu dem Zeitpunkt dicke Wolken durch. Bis gegen 20 Uhr bildeten sich am gesamten Himmel Wolken, die eigentlich jede Beobachtung zum Scheitern verurteilen. Jetzt hieß es warten und durchhalten. Tief im Südwesten konnten wir dann aber eine blaue Stelle entdecken, die sich in Richtung des Kometen bewegte. Und tatsächlich, um 20:21 Uhr konnte wir ihn das erste Mal aus einer Wolke herausspitzen sehen. Mit dem bloßem Auge konnten wir Komet C/2023 A3 gar nicht sehen und wegen der hellen Vollmondnacht war selbst im Fernglas nur ein verschwommenes Objekt zu erkennen. Um 20:43 Uhr tauchten rechts oberhalb des Kometen zwei Lichterketten der Starlink-Satelliten auf. Mit einem letzten Foto vom Kometen um 20:49 Uhr beendeten wir das Fotoshooting.

Bilder vom 22. bis 25. Oktober und vom 3. November 2024

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