Blick von Michelau im Steigerwald auf das zwischenzeitlich abgeschaltete AKW Grafenrheinfeld - 19. September 2005

Abschaltung des AKW Grafenrheinfeld und Sprengung der Kühltürme

In der Nacht vom Samstag, dem 27. Juni auf Sonntag, dem 28. Juni 2015 ist das Atomkraftwerk im unterfränkischen Grafenrheinfeld endgültig vom Netz genommen worden. Es war der dienstälteste noch aktive Kernreaktor in Deutschland.

 

Das AKW ging 1981 ans Netz. Insgesamt erzeugte der Meiler nach Angaben von Eon mehr als 333 Milliarden Kilowattstunden Strom. Der nun geplante Rückbau soll bis zum Jahr 2030 dauern.

Sprengung der Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld

Pressemitteilung vom 2. August 2024

Am Freitag, den 16. August 2024, sollen die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt werden. Die Sprengung ist für 18:30 Uhr geplant. PreussenElektra weist darauf hin, dass die Sprengung in Folge unvorhergesehener externer Ereignisse auch kurzfristig noch verschoben werden kann.

Die Kühltürme werden in einer kontrollierten Sprengung innerhalb von nur 30 Sekunden zum Einsturz gebracht. In monatelanger Vorbereitung hat das KKG-Team rund um Projektleiter Matthias Aron umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. „Die Sprengung der Kühltürme ist ein sichtbares Zeichen für den voranschreitenden Rückbau unseres Kernkraftwerks und markiert für die KKG-Mannschaft und die Region einen Wendepunkt“, so Matthias Aron und ergänzt: „Wir haben alles für einen sicheren Ablauf der Sprengung getan und sind überzeugt, dass dieses Ereignis erfolgreich und sicher verlaufen wird.“

Damit das Ereignis auch für die Bevölkerung reibungslos verläuft, hat das Landratsamt Schweinfurt gemeinsam mit der Polizeiinspektion Schweinfurt ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet. Zentraler Bestandteil des Konzepts ist eine weiträumige Absperrung um das Kraftwerk, um Gefährdungen für die Bevölkerung auszuschließen. Zum genauen Verlauf der Absperrungen wird das Landratsamt in der Woche der Sprengung informieren. Zur Einordnung vorab: Für die Festlegung des Absperrbereiches werden natürliche Grenzen wie der Main, gut einsehbare Wege und Freiflächen im Umfeld der Kühltürme herangezogen, um einen sicheren Verlauf der Sprengung zu gewährleisten.

Es wird gebeten, die behördlichen Vorgaben sowie die Anweisungen der Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr zu beachten. Am Tag der Sprengung ist das Betreten öffentlicher Wege und öffentlichen Grunds im Umfeld des Kraftwerks nur außerhalb des Absperrbereichs gestattet. Die Maßnahmen dienen dem Schutz der Bevölkerung.

Zu berücksichtigen ist dabei auch, dass Privatgrund (z.B. private Ackerflächen) außerhalb des Absperrbereichs nur mit Einverständnis des Eigentürmers betreten werden darf.

Unabhängig vom Absperrbereich werden zur Sicherstellung eines geordneten Verlaufs – insbesondere um Rettungs- und Fluchtwege freizuhalten – Verkehrseinschränkungen in Form von Sperrungen oder Ab- bzw. Umleitungen im Umfeld des Kernkraftwerks vorgenommen.

Zudem erfolgt der Hinweis auf das generelle Drohnenflugverbot im Bereich des stillgelegten Kraftwerks, das sich dauerhaft aus der dortigen Flugverbotszone des Luftfahrtbundesamts ergibt. Die Polizei setzt zur Überwachung zusätzlich zu eigenen Drohnen bzw. zu einem Polizeihubschrauber auch technische Einsatzmittel zur Detektion von Drohnen ein. Verstöße gegen die luftfahrtrechtlichen Bestimmungen werden entsprechend konsequent geahndet.

Weitere Informationen zur Sprengung finden Sie unter: www.preussenelektra.de/kkg-kuehltuerme

Sprengung verpasst!

Zur Beobachtung der Sprengung der beiden Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld sind wir am Freitag, dem 16. August 2024 nach Nordheim am Main auf den Kreuzberg gefahren. Die Sichtverhältnisse oberhalb des terroir f Nordheim waren optimal. Neben unserem Fotoapparat auf Stativ hatten wir auch unser großes Teleskop dabei und aufgebaut. Die Stimmung unter den zahlreichen Anwesenden war gut. Offiziell sollte die Sprengung um 18:30 Uhr beginnen. Über die Medien haben wir Mitbekommen, dass es bei der Sprengung zu einer Verzögerung gekommen ist. Um 18:54 Uhr gab das Polizeipräsidium Unterfranken folgenden Pressebericht heraus: „Aufgrund einer Person, die sich widerrechtlich im Sperrbereich aufgehalten hat, verzögert sich die Sprengung der Kühltürme.“

Hinweis des PP Unterfranken zur verzögerten Sprengung der Kühltürme des ehemaligen AKW Grafenrheinfeld
Quelle: PP Unterfranken 20240816_1854

Da nicht abzusehen war, wie lange diese lächerliche Aktion eines Pro-Atomkraft-Aktivisten dauert und die Informationen darüber eine genauere Einschätzung nicht zuließen, wann und ob überhaupt am heutigen Abend die Sprengung stattfindet, haben wir um 19:30 Uhr unsere Geräte abgebaut und sind zum Essen ins nahe Sommerach gefahren. Wider Erwarten erfolgte laut Pressemeldung von Preussen Elektra um 19:55 Uhr mit fast eineinhalbstündiger Verspätung die Sprengung. Von den Verantwortlichen vor Ort wurde die Aktion aus unserer Sicht bewusst heruntergespiegelt und es stellt sich uns die Frage, wie bei solch „tollen Vorbereitungen“ ein Aktivist überhaupt eine derartige Aktion durchziehen konnte.

Da wir extra wegen einer Sprengung der Kühltürme angereist sind, die wir letztendlich aufgrund des Versagens der Einsatzkräfte vor Ort verpasst haben, ersparen wir uns die Veröffentlichung unseres angefertigten Bild- und Filmmaterials.

Medieninformation des PP Unterfranken zur Sprengung der Kühltürme in Grafenrheinfeld

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei die Pressemeldung von Preussen Elektra und dem Landratsamt Schweinfurt, zur Sprengung der Kühltürme in Grafenrheinfeld. Nicht in der Pressemeldung enthalten ist die geschätzte Zuschauerzahl. Wir als Polizei gehen von ungefähr 10.000 Personen im unmittelbaren Umfeld des Kernkraftwerks aus. Eine Schätzung der Personen die sich die Sprengung aus größerer Entfernung angeschaut haben ist nicht möglich.

Darüber hinaus möchte ich Sie über den aktuellen Sachstand zu der Person die die Sprengung verzögert hat in Kenntnis setzten. Durch die Handlungen des 36-jährigen Mannes besteht der Anfangsverdacht der Nötigung, des Hausfriedensbruchs und einem Verstoß gegen die Allgemeinverfügung. Die Polizeiinspektion Schweinfurt führt in dieser Sache die Ermittlungen und legt nach deren Abschluss die Ermittlungsakte der Staatsanwaltschaft zur Prüfung und weiteren Entscheidung vor. Der Mann wurde nach der Sprengung der Kühltürme und nach Beendigung aller notwendigen Maßnahmen aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen.

Quelle: PP Unterfranken – PM vom 17. August 2024, 11:20 Uhr

Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld erfolgreich gesprengt
Am 16. August um 19.55 Uhr wurden die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) erfolgreich und sicher zum Einsturz gebracht. Der Sprengabbruch verzögerte sich aufgrund einer Protestaktion eines 36 Jahre alten Mannes. Die Klärung strafrechtlicher Verstöße ist Gegenstand polizeilicher Ermittlungen. Ob und in welcher Höhe zivilrechtliche Forderungen durch die Beteiligten geltend gemacht werden können, wird ebenfalls geprüft. Durch den schnellen und konsequenten Einsatz der Polizeikräfte konnte der Mann gesichert werden und der Sprengablauf wurde neu gestartet. Der Abbruch wurde durch zwei gezielte Sprengungen im unteren Bereich der Türme eingeleitet. Dadurch fielen exakt um 19.55 Uhr zunächst der nördliche und ca. 15 Sekunden später der südliche Kühlturm in sich zusammen. Beide Türme kamen wie geplant an Ort und Stelle auf dem Boden auf.

Bewährte Abbruchmethode und umfangreiche Planung
Für die Sprengung wurde die Technologie der Fallrichtungssprengung, genauer gesagt Kipp-Kollaps-Sprengung, gewählt. Dies bedeutet, dass die Türme zunächst in eine vorgegebene Richtung angekippt wurden und anschließend kollabierten. Hierfür wurden ab Ende Juni ca. 16 Meter lange Fall- und ca. 40 Meter hohe Vertikalschlitze in die Kühlturmschalen eingebracht. Zusätzlich wurden in die Hälfte der jeweils 72 Kühlturmstützen sowie im Bereich der Fall- und Vertikalschlitze zahlreiche Löcher gebohrt und mit Sprengladungen befüllt. In Summe kamen 1.340 elektronische Zünder und 260 kg Sprengstoff zum Einsatz. Bei der gezielten Sprengung entstand in Kombination mit den angebrachten Schlitzen ein sogenanntes „Sprengmaul“, das die Kühltürme kontrolliert in sich zusammenfallen ließ. Um einen sicheren Sprengabbruch zu gewährleisten, hatte das KKG-Projektteam bereits vor fast zwei Jahren mit den aufwändigen Planungs- und Vorbereitungsarbeiten begonnen. Umso mehr freut sich Anlagenleiter Bernd Kaiser über den gelungenen Kühlturmabbruch und erklärt: „Mein Dank gilt heute ganz besonders der Sprengmeisterin Ulrike Matthes und ihrem Team von der Thüringer Sprenggesellschaft sowie allen Beteiligten im KKG, insbesondere dem Projektleiter Matthias Aron. Ein herzliches Dankeschön geht auch an alle Einsatzkräfte, an die Polizei, an das Landratsamt Schweinfurt, die umliegenden Gemeinden sowie an alle anderen involvierten Behörden, mit denen wir in den letzten Wochen und Monaten sehr konstruktiv zusammengearbeitet haben.“

Bauschutt verbleibt größtenteils auf der Anlage
Durch die Sprengung sind rund 55.000 t Bauschutt entstanden, dabei handelt es sich hauptsächlich um Beton. Der Betonbruch wird zunächst aufbereitet und ein Großteil davon (etwa zwei Drittel) zum Verfüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet. Diese Fläche soll später als Lagerfläche für Materialien aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld genutzt werden. Der restliche Teil des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden dem Wertstoffkreislauf zugeführt.

Wertschöpfende Nachnutzung des Kraftwerksgeländes im Blick
Der Abbruch der Kühltürme steht sinnbildlich für den großen Rückbaufortschritt, den PreussenElektra am Standort Grafenrheinfeld bereits erzielen konnte. Über die Zukunft des Kraftwerksgeländes sagt Guido Knott, Vorsitzender der Geschäftsführung: „Mit der heutigen Sprengung haben wir die bekannte Silhouette von Grafenrheinfeld für immer verändert und Raum für Neues geschaffen. Parallel zum gut voranschreitenden Rückbau der Anlage arbeiten wir bereits an einer sinnvollen und wertschöpfenden Entwicklung des Standorts. Gemeinsam mit unseren Partnern und Stakeholdern vor Ort wollen wir Ideen vorrangig im Bereich der Energieerzeugung und -speicherung vorantreiben, die unseren Mitarbeitern und der Region zugutekommen.“

Sicherer Verlauf durch umfassendes Sicherheitskonzept
Damit das Ereignis für die Bevölkerung reibungslos verlaufen konnte, hatte das Landratsamt Schweinfurt gemeinsam mit der Polizeiinspektion Schweinfurt ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet. Zentraler Bestandteil des Konzepts war eine weiträumige Absperrung um das Kraftwerk, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Rund 50 Kräfte der Feuerwehr und ca. 200 Polizeibeamtinnen und -beamte waren vor Ort im Einsatz.
„Auch angesichts der für mich von krimineller Energie getragenen Störaktion haben alle Beteiligten gleichermaßen gute Nerven und hohe Professionalität an den Tag gelegt. In den vergangenen Monaten haben alle intensiv auf diesen Tag hingearbeitet. Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen dem Betreiber PreussenElektra, der Sprenggesellschaft, den Einsatzkräften und dem Landratsamt Schweinfurt ist die Sprengung zwar mit Verzögerung, aber erfolgreich und sicher verlaufen“, sagte Landrat Florian Töpper vor Ort.

Foto- und Filmaufnahmen des Sprengabbruchs sind online abrufbar
Die PreussenElektra hat heute umfangreiches Foto- und Filmmaterial vom Abbruch der Kühltürme erstellt. Es wird auf dem Youtube-Kanal der PreussenElektra https://www.youtube.com/@preussenelektragmbh2040 veröffentlicht.